383 Vereine, über 100.000 Mitglieder: Das ist der SFV und wenn Verbandspräsident Günter Müller alle drei Jahre zum SFV-Verbandstag ruft, dann strömen die Vereinsfunktionäre in Scharen. Treffpunkt für die Vereinsvertreter war an diesem denkwürdigen Samstagmorgen um 9 Uhr der Trimm Treff in Püttlingen, wo nicht nur die Spielklassen neu geordnet werden sollten, sondern der SFV auch eine neue Führungsspitze verpasst bekommen sollte. Dass eine Zäsur für den SFV anstehen würde das war schon im Vorhinein klar, aber wie genau der hitzige Samstagmorgen verlaufen sollte, darüber konnte im Vorhinein allenfalls spekuliert werden. Um 9:07 Uhr war es dann soweit: Der scheidende SFV-Präsident Günter Müller eröffnete den Verbandstag und richtete erste warme Worte an die wichtigsten Säulen des SFV: Die tausende ehrenamtlich Tätigen Helfer, ohne die der Fußballsport in seiner heutigen Form nicht mehr möglich wäre. In die gleiche Kerbe schlug auch Müllers Namensvetter Peter Müller, die ebenfalls ausgedehnte Grußworte an die Versammlung richtete. Peter Müller ging sogar noch weiter: Er wies auf eine Initiative im Bundesrat hin, die den ehrenamtlichen Helfern mehr Rechtssicherheit zusichern sollte und somit den Breitensport unterstützen sollte. Auch die Errichtung neuer Sportstätten sah er als „unerlässlich für die Zukunft des Landes“ an. In jeder Gemeinde wolle man Kleinspielfelder errichten und es bleibt abzuwarten, ob diese Aussage ein Wahlkampfslogan war oder tatsächlich zur Durchführung kommen würde. Nichts desto trotz ging Müller auch auf die Probleme im saarländischen Spitzenfußball ein, wenn diese Bezeichnung nach dem Nichtaufstieg des FCS am heutigen Nachmittag überhaupt noch gerechtfertigt ist: Nur eine Bündelung der Kräfte könne laut Müller für dauerhafte Erfolge sorgen, konstatierte Müller, bevor er sich mit warmen Worten beim seinem Namensvettern Günter Müller für seine geleistete Arbeit bedankte.
Ministerpräsident Müller war einer der Gäste aus der Politik
Auch ein ranghoher DFB-Repräsentant war anwesend: Dr. Hans-Dieter Drewitz, seines Zeichens DFB-Vizepräsident für Jugendarbeit und Präsident des Regionalverbandes Südwest lobte das Engagement des scheidenden SFV Präsidenten Müller, bevor er auf die EURO 2008 und die FIFA Frauen Fußball WM 2011 in Deutschland hinwies, den Fußball für einige Wochen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken würde und auch bei den Vereinen für spürbaren Mitgliederzuwachs sorgen könnte. Dementsprechend entschlossen ist man beim DFB auch in den kommenden Jahren den Jugendfußball weiter zu fordern und dabei auch mit Unterstützung der Politik ehrgeizige Projekte zu realisieren.
Es folgte der Bericht des Verbandspräsidenten Müller, der besonders auf die herausragenden Erfolge der anwesenden FCS Frauen lobte, die bis ins Finale des DFB Pokals vorgestoßen sind und dabei für den größten SFV-Erfolg seit 42 Jahren sorgten. Jeder sechste Saarländer ist Mitglied in einem Fußballverein und an diese Bilanz will auch Müllers Amtsnachfolger anknüpfen: Müller schlug dafür wie erwartet den ehemaligen Landrat im Kreis St. Wendel und Schatzmeister des SFV Franz Schumann zur Wahl vor und verabschiedete sich daraufhin und stehenden Ovationen sichtlich gerührt von der großen SFV-Bühne.
Volle Halle in Püttlingen
Nun wurde es langsam interessant, standen doch nun die Neuwahlen des kompletten Vorstandes an, der zuvor einstimmig von der Versammlung entlastet wurde.
333, der 383 Vereine waren versammelt um ihren neuen Vorstand mit ihren insgesamt 571 Stimmen zu wählen, hinzu kamen die 13 Stimmen der Vorstandmitglieder. Die Gewichtung der Stimmen pro Verein ergibt sich dabei aus einem komplizierten Schlüssel in den auch die Zahl der Jugendmannschaften eingehen. Der erste Wahlgang bescherte dem SFV dann seinen neuen Präsidenten: Franz Josef Schumann wurde einstimmig bei einer Enthaltung von der Versammlung zum neuen Präsidenten gewählt, bevor es an die weiteren Ämter ging: Vize Präsidenten wurden Bernhard Bauer und Friedel Läpple, Schatzmeister wurde Bernd Urban von der SG Bous. Der Verbandsjustiziar, der im weiteren Verlauf der Versammlung aufgrund der Entscheidung über die Spielklassenreform, einen besonderen Posten inne haben sollte wurde Horst Hilbert vom SV Bexbach, Spielausschussvorsitzender wurde Adalbert Strauss (VfB Hüttigweiler), der auch maßgeblich an der Ausarbeitung der Spielklassenreform beteiligt war. Zum Vorsitzenden des Verbandsjugendausschusses wählte die Versammlung Hans-Peter Belzer (DJK St. Ingbert), zum Verbandspressesprecher Harald Klyck (FV 09 Püttlingen), zum Verbandsschiedsrichter Heribert Ohlmann (SC Alsweiler), zum Spielleiter der Landes- und Verbansligen Berthold Müller (SC Reiskirchen). Zu guter Letzt wurden die Mitglieder von Verbandsspruchkammern und der Verbandsschiedsrichterlehrwart von den anwesenden Mitgliedern gewählt.
Stabübergabe beim SFV: Franz-Josef Schumann übernimmt das Präsidentenamt von Günter Müller
Es folgte die Auszeichnung verdienter Mitglieder: Neben der Ernennung vom Günter Müller zum Verbandsehrenpräsidenten ist besonders die Ehrung von Franz Josef Grell zu erwähnen, der sich im Bliestal jahrzehntelang ums das Schiedsrichterwesen verdient gemacht hatte.
Grell wird vom neuen SFV-Präsindenten Schumann für sein jahrelanges geehrt
Nun ging es aber langsam ans eingemacht um man merkte, dass es in der Halle plötzlich sehr unruhig wurde als der Tagesordnungspunkt 11 mit dem wunderschönen aber so unscheinbaren Titel „Änderungen von Satzungen und Ordnungen“ ausgerufen wurde. Was sich so vielsagend anhört war eigentlich vor allem aus einem Grund interessant: Nun ging es daran die viel diskutierte Spielklassenreform zu beschließen und wohlwissen, dass es zu Diskussionen kommen würde ging gleich der Hinweis an die Versammlung, nicht über Details zu diskutieren sondern vielmehr bezeichnete Justiziar Horst Hilbert es als „sachgerechte Lösung“ einige Punkte in kleinen Gremien mit den Vereinen abzuhandeln und nicht in diesem großen Rahmen. Es ging nun darum die nötige zwei Drittel Mehrheit für die Satzungsänderungen zu erreichen, allerdings wurde recht schnell klar, dass es durchaus viele Gegner besagter Reform gibt und diese sich nicht scheuten sich zu Wort zu melden. Schon recht schnell nachdem der mysteriöse §30 der Spielordnung zur Debatte stand meldeten sich die ersten kritischen Stimmen zu Wort: Die SF Reimsbach legten gar einen eigenen Antrag vor §27 der Spielordnung zur Aufstiegsreglung der Zweiten zu ändern und so überschlugen sich Ereignisse und nicht zuletzt die schlechte Akustik in der Halle war dafür verantwortlich, dass kaum noch einer der Anwesenden wirklich alles Sachverhalte durchschaute.
Die Abstimmungen wurden immer knapper
Man entschloss sich im Folgenden die Absätze (6) und (8) der neuen Spielordnung zuerst zu verabschieden, was auch bei einigen Gegenstimmen geschah: Absatz 6 war die eigentliche Spielklassenreform und die Neuordnung der Klassen, die von nun an beschlossene Sache war. Lange Diskussionen gab es allerdings um Absatz (7) der Spielordnung, der die Aufstiegsberechtigung der Zweiten Mannschaften behandelt. Es gab Wortmeldungen aus allen Richtungen: Auersmacher, Reimsbach, Wolfersheim…. Jeder hatte eine Meinung und recht schnell wurde klar, dass man kaum zu einem Konsens kommen würde. Die Folge: Die Entscheidung über besagten Absatz (7) wurde vertagt auf die Arbeitstagungen im Sommer wo man zusammen mit den Vereinen alle Unstimmigkeiten beseitigen will. Wie genau diese Tagungen ablaufen sollen ist allerdings nicht festgelegt. Auch eine andere Entscheidung wurde zwar nur von wenigen Vereinsvertretern bemerkt, sorgte allerdings bei den anderen für Unverständnis: Die Versammlung verabschiedete mit recht großer Mehrheit einen etwas ominösen Antrag des Vorstandes, der bei genauerem Hinsehen doch für Verwunderung sorgen sollte: Der Vorstand konnte nach diesem Beschluss fast frei über Änderungen in einigen Paragraphen der Spielordnung entscheiden, darunter auch der viel diskutierte 30er. Warum dieser Antrag trotz seiner offensichtlichen Tragweite für so wenig Aufsehen sorgte bleibt fraglich. Obwohl man zusicherte die Vereine zu der Aufstiegsreglung der Zweiten gesondert ins besagte Boot zu holen bleibt fraglich in welcher Form dies geschieht und ob nicht am Ende doch die heute vorgeschlagene Variante das Rennen machen wird.
Fest steht: Die eigentliche Reform der Spielklassen ist beschlossen und lediglich einige Punkte werden wohl noch für Diskussionen sorgen, so auch die Anträge einiger SFV-Vereine, die im Vorfeld der Versammlung eingereicht wurden und ebenfalls für mächtig Gesprächsstoff sorgten.
Ein heißer Verbandstag ging also unter großem Interesse von Medien und Vereinen zu Ende und zusammenfassen kann man sicherlich sagen, dass die Spielklassenreform auf recht große Resonanz stieß, wenngleich auch zahlreiche kritische Stimmen zu hören waren. Der SFV hat also nach dem 31. Mai 2008 einen neunen Mann an seiner Spitze und zur Regelung des Spielbetriebs in den kommenden Jahren wird dieser sicherlich zusammen mit seinen bewährten Kollegen im SFV-Vorstand noch die eine oder andere lange Sitzung verbringen…