Die Erkenntnis, die der SC in den letzten Wochen erlangte, war zwar bitter, aber gerade daher nicht minder wichtig: Zu den echten Spitzenteams reicht es für den SC derzeit leider nicht und das zeigte sich besonders in den beiden direkten Duellen mit den Klassenbesten aus Reinheim und Blickweiler. Zwar war man in beiden Spielen keinesfalls hoffnungslos unterlegen und hatte vielmehr sogar Pech, nicht wenigstens mit einigen Punkten in der Tasche das Grün zu verlassen, am Ende musste man sich aber in beiden Spielen und auch schon vor einigen Wochen gegen den FC Bierbach eingestehen, dass das Top-Trio in diesen Tagen einfach den Tick besser und vielleicht auch nur cleverer als der SC ist. Jetzt heißt es für Blieskastel, die Niederlagen abzuhaken und sich neuen Aufgaben zu widmen, denn eines sollte klar sein: Auch wenn man gegen Spitzenmannschaften mal verlieren kann, so taten dem SC die beiden jüngsten Nullnummern in der Tabelle doch schon arg weh: Blieskastel rangiert mit 47 Punkten auf Platz fünf, spürt aber längst den Atem der von hinten heraneilenden Konkurrenz aus Rohrbach, Altheim, Ommersheim und auch aus Bebelsheim-Wittersheim. Das Schicksal und die Macher des Spielplans wollten es so, dass der SC just an diesem Wochenden zur SVG nach Bebelsheim-Wittersheim reisen musste und dort ein wichtiges Sechs-Punkte-Spiel bestritt. Für beide Teams war also ein Sieg im Kampf um die Relegationsplätze von enormer Wichtigkeit und die SVG hatte sich vor Wochenfrist schonmal für das Heimspiel gegen den SC warmgeschossen: Mit 6:1 gewann man sein Gastspiel in Habkirchen-Frauenenberg und erhält damit die Hoffnung auf den Aufstieg weiter am Leben.
Beide Teams brauchten also eigentlich einen Sieg. Dass dies das Regelwerk allerdings nicht erlaubt, dürfte beiden Mannschaften klar sein und so hieß es mit viel Konzentration ans Werk zu gehen, um das Spiel nach Möglichkeit für sich zu entscheiden, würde doch ein Remis beiden Teams wenig helfen. Die Konzentration war das eine, aber sicherlich war die Nervosität ob der großen Bedeutung der Partie das andere spielentscheidende Kriterium und so waren die Zuschauer, unter denen wie immer zahlreiche SCler zu finden waren, gespannt, welches der Teams den wichtigen Dreier einfahren könnte und welche Mannschaft am Ende mit leeren Händen da stand. Oder sollte es gar doch die von beiden ungeliebte Punkteteilung geben? Zunächst sah zumindest alles danach aus, als würde dieses Spiel, ohne einen Sieger gefunden zu haben, enden. Das letzte Spiel in Bebelsheim vor dem Bau den neuen Kunstrasenplatzes war zu Beginn alles andere als ein Highlight. Beide Mannschaften taten sich sehr schwer im Spielaufbau und so bekamen die an diesem sonnigen Tag recht zahlreichen Zuschauer in Durchgang eins ein ganz schwaches Kreisliga A Spiel zu Gesicht. Viele Ungenauigkeiten im Mittelfeld, zahllose hohe Bälle und Unkonzentriertheiten ließen den Spielfluss sehr schnell abhanden kommen. Nur vereinzelt waren die Schlussleute auf beiden Seiten gefordert, sowohl Harder als auch sein Gegenüber kamen aber trotz sommerlicher Temperaturen nie wirklich ins Schwitzen. Es war also ein Spiel, dass in der ersten Halbzeit nur von der Spannung, ob der prekären Lage in der Tabelle lebte, fußballerisch aber sehr wenig zu bieten hatten.
Trotzdem ermöglichte das torlose Remis zur Pause natürlich weiterhin ein spannendes Spiel, in dem beide der Teams die Möglichkeit hatten, es für sich zu entscheiden. Ein Abspielfehler bei einem Rückpass auf Robert Harder war es dann, der die Herzen der SC-Fans fast zum stehen brachte. Erst als Harder den Ball wieder sicher in den Armen hatte atmeten die SC-Fans ganz tief durch. Sonst waren es weiter Zweikämpfe im Mittelfeld, die die Partie prägten und mit fortschreitender Spieldauer wurde die Partie immer hitziger: Viele gelbe Karten wegen Meckerns auf beiden Seiten und zahlreiche kleine Fouls hemmten den ohnehin überschaubaren Spielfluss noch mehr und es schien, als habe das Spiel mit dem torlosen Remis längst sein Endergebnis gefunden, als könne keines der beiden Teams mehr etwas daran ändern. Da plötzlich der erste schön vorgetragene Spielzug des SC und sein Ende war eine Jubelorgie im Bebelsheimer staub: Glasner wird auf der rechten Außenbahn geschickt, legt den Ball mustergültig auf Flavio Baier quer und der drückt den Ball überlegt und mit viel Gefühl über die Linie. Der Jubel bei SC-Anhänger, Betreuern und Spieler war riesig. Der SC hatte es geschafft und eigentlich aus dem Nichts ein Tor erzielt. Der Baier Treffer in der 74. Minute – Vielleicht eines der wichtigsten SC-Tore aller Zeiten. Dass die Voraussetzungen in dieser Partie so gestrickt waren, dass das Team mit dem ersten Treffer einen enormen Vorteil auf seiner Seite hatte muss nicht sonderlich erwähnt werden, zumal der Baier-Treffer 15 Minuten vor dem Ende sehr spät fiel. Trotzdem schien es, als habe das Tor den SC verunsichert und die Situation ist nachvollziehbar, hatten die Hausherren doch spätestens jetzt nichts mehr zu verlieren und versuchten ihr Heil in der Offensive zu finden.
Blieskastel brauchte einige Zeit um sich auf den erhöhten Druck der Bebelsheimer einzustellen und hatte einige brenzlige Szenen zu überstehen. Die Zeit lief nun für den SC und der kam ein ums andere Mal in der Offensive zu gefährlichen 1 gegen 1 Situationen, aus denen man aber nie Profit schlagen konnte. Blieskastel konnte nun keine Ruhe in die Partie bringen und Bebelsheim wollte den Ausgleich mit allen Mitteln erzielen. 90 Minuten waren gespielt, als der Schiedsrichter die zwei minütige Nachspielzeit anzeigte und es sollte lange 120 Sekunden werden, zumal es auch auf diese zwei Minuten erneut Nachschlag gab. Nach 93 Minuten und 48 Sekunden war es dann geschafft: Der erlösende Pfiff des Unparteiischen besiegelte diesen unglaublich wichtigen Auswärtserfolg des SC.
Selten hatte die Fußballweisheit, dass ein Sieg nicht immer schön sein muss so viel Gewicht wie an diesem Sonntagnachmittag des SC: Blieskastels Sieg war nicht toll herausgespielt, der Sieg war nicht durch riesige Feldvorteile eine Selbstverständlichkeit und der Sieg war sogar verdammt staubig, aber die drei Punkte aus dieser Partie sind für den zuletzt so angeschlagenen SC Gold wert! Viele hatten es dem SC nicht zugetraut, in diesem so wichtigen und richtungsweisenden Spiel einen Dreier einzufahren , aber der SC hat es allen gezeigt. Trotz aller Probleme, die man in der Rückrunde bislang hatte zeigte der SC in der Schlussphase dieser Partie tollen Kampf und hat sich damit den Sieg verdient, wenngleich er für die Hausherren sehr unglücklich ist. Dass das Blieskastler Spiel derzeit nicht gerade für viele Ausrufezeichen sorgt ist jedem ersichtlich, der sich in den letzten Woche auf den Sportplatz begeben hat, aber in dieser Phase der Saison gibt es längst keine Schönheitspreise mehr, sondern es geht um Punkte und die drei aus Bebelsheim sind auf dem Konto des SC.
Erst der Blick auf die Tabelle zeigt, wie wertvoll dieser Dreier für den SC war: Durch den Sieg konnte der SC sein Punktekonto auf 50 ausbauen und den Abstand auf die SVG und auch den SV Altheim auf Platz 8 auf 9 Punkte vergrößern. Trotz jeweils einem Nachholspiel für Bebelsheim und Altheim liest sich das vier Spieltage vor dem Saisonende ganz gut. Blieskastel muss nun weiter konzentriert bleiben und in den letzten vier Saisonspielen noch mindestens sechs Punkte mitnehmen, dann ist dem SC der Aufstieg in die Bezirksliga kaum noch zu nehmen. Trotzdem gibt es noch lange keinen Grund zu feiern, denn möglich ist in dieser verrückten Saison alles.
Nächste Woche kann der SC wieder auf heimischem Kunstrasen zu Werke gehen: Am Sonntag kommt die SG Medelsheim-Brenschelbach zum Gastspiel an die Florianstraße. Die Erste spielt um 15:00 Uhr, die Zweite geht wie immer um 13:15 Uhr zu Werke.