„Derby“… Allein schon die simple Erwähnung dieses bedeutungsvollen Begriffes verursacht beim gemeinen Fußballfan zumeist die stets gleichen Symptome: Gänsehaut, erhöhten Pulsschlag und zumeist große Vorfreude auf ein hoffentlich großartiges und unvergessliches Sportereignis. Sicherlich gibt es gerade für den SC Blieskastel-Lautzkirchen übers Jahr hinweg ein dutzend dieser sogenannten Derbys und ob der großen „Derbydichte“ im hauseigenen Terminkalender verliert der Lokalkampf schnell seinen besonderen und einzigartigen Charakter, aber es war eigentlich vor dem Spiel klar, dass die Vorzeichen für diesen Lokalkampf ganz besondere waren: Der SC Blieskastel-Lautzkrichen, der schon nach gerade einmal neun Spieltagen so unsanft aus den gehegten Meisterschaftsträumen erweckt wurde musste zum Gastspiel zum SV Blickweiler, der seines Zeichens als Zweiter der Tabelle noch immer ganz dicht am ersehnten Aufstieg ist und diesen Status quo mit allen Mitteln konservieren wollte. Und wem die ohnehin schon brisante Tabellensituation nicht Grund genug für obsessive und zuweilen überschwängliche Derbygefühle war, dem sollte ein weiterer Fakt genügen um sich endgültig mit dem hochansteckenden Derbyfieber zu infizieren: Die letzte Würze bekommt das Derby durch den historischen Fakt, dass an diesem 6. Oktober zum ersten Male eine blieskastler Mannschaft den nagelneuen Naturrasen betrat um wichtige Punkte vom Lokalrivalen zu entführen. Wie sagt der geneigte Fußballfan zur Einstimmung auf solche Spiele so gerne: „Es war angerichtet“ für ein ganz besonderes Derby zwischen dem SC Blieskastel-Lautzkirchen und dem SV Blickweiler, ein Derby, bei dem es um wesentlich mehr ging als nur um drei Punkte für die Statistik und jeder gespannt war, was die 22 Akteure aus diesen Vorzeichen machen würden. Vor allem bei den zahllosen SC-Fans sollte aber die sorgsam gehegte Vorfreude auf ein hart umkämpftes Derby mit Happy End für den SC schnell der Ernüchterung weichen, denn schnell war klar: Bei den 11 Akteuren in Blau war vom unbedingten Wille das Derby für sich zu entscheiden wenig zu sehen und spätestens nach dem 1:0 sicherlich aber nach dem 2:0 für die Hausherren war die Sache für den SC schon so gut wie erledigt. Das erhoffte „Jetzt-Erst-Recht“ verpuffte denkbar schnell und das 3:0 schoss den SC endgültig in das besagte Tal der Tränen. Der SC war schon zu Halbzeit geschlagen, kaum jemand hatte noch Hoffnung auf Besserung, als der SC unter den Pfiffen der eigenen Fans mit hängenden Köpfen, den Schauplatz dieses Derbys verließ. Gegen, ob der 3:0 Führung und der Harmlosigkeit der Gäste, etwas nachlässige wirkende Hausherren konnte der SC sich zu Beginn der zweiten Hälfte zwar mit dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer noch ein Fünkchen Hoffnung wecken, der aber von Blickweiler recht schnell und endgültig gelöscht werden sollte. Am Ende steht für den SC ein bitteres 2:5 und ein Spiel, das noch lange sehr, sehr weh tun wird… (Eigener Spielebricht:
>>hier)
Es ist schon ernüchternd: Das reist der Tabellenvierte zum Tabellenzweiten und statt einen Aufeinandertreffen auf Augenhöhe, sieht man in einigen Phasen fast schon einen Klassenunterschied, in einem Derby in dem der SC so eine schmerzhafte Niederlage einstecken musste wie nur selten. Spielen wir ein wenig eine beliebte RTL-Serie nach: „Wir haben 100 Fußballer gefragt: Was sind die Tugenden, mit denen man Derby gewinnt?“ Die Top 3 der Antworten: 1. Kampf, 2. Unbedingter Wille, 3. Bedingungsloser Einsatz. Der SV Blickweiler lebte dies vor, nahm dem SC durch vorbildliches Zweikampfverhalten die Lust. Leider waren wohl keine SC-Akteure unter den Befragten. Die Realität ist hart, aber man wird sie wohl oder übel ertragen müssen: Über die gesamten 90 Minuten hatte man von Außen nie das Gefühl, der SC könne an diesem, vor allem für den SVB denkwürdigen, Derbytag den Tabellenzweiten zum stolpern bringen, oder auch nur annähernd gefährden. Sicherlich war der Spielverlauf für den SC nicht gerade glücklich, aber von Aufbäumen, Siegermentalität oder bedingungslosem Einsatz war fast keine Spur und selbst die sonst so treuen Fans gingen frühzeitig betröppelt von dannen, denn in diesem Spiel wurde eines deutlich: Zu einem Spitzenteam fehlt dem SC einfach alles: Der unbedingte Wille zum Sieg, den Teamgeist, der die großen Mannschaften immer ausgezeichnet hat, die Souveränität und das ist besonders hart momentan öfter auch mal auch die spielerische Klasse. Die Träume vor der Saison waren groß, das böse Erwachen ist daher umso bitterer. Um mit Teams wie Blickweiler auch nur annähernd auf Augenhöhe zu sein fehlt derzeit einfach mehr als das nötige Glück. Früher hat man Derbys, wenn überhaupt, dann nach 90 Minuten Kampf verloren. Heute schenkt man sie leichtfertig ab und wird nicht mehr knapp besiegt sondern fast schon vom Platz gefegt. Blickweiler hat es vorgemacht wie man in Derby auftritt, wie man um den Titel mitspielen kann und der SCB hat es sich hoffentlich gemerkt wie das aussehen soll, denn zugeschaut hat man ja über die 90 Minuten hinweg genug.
Einst wollte man den Mount Everest besteigen, nun ist man an den nicht vorhandenen Maulwurfhügeln des wunderschönen neuen Blickweiler Rasenplatzes einmal mehr gescheitert. Als Flaggschiff des SC Blieskastel-Lautzkrichen war man zu Saisonbeginn ausgelaufen um ganz großes zu vollbringen. Nun ist man gestrandet auf der einsamsten Insel der Tabelle: Man steckt im Niemandsland fest! Und spätestens nach diesem Spiel sollte wirklich auch dem letzten noch so großen Optimisten und Schönrednern klar geworden sein warum man navigationsunfähig dort festsitzt. Die Tabelle ist kein dummer, unglücklicher Zufall, sondern spiegelt den wahren Leistungsstand dieser Klasse wieder und genau darum steht der SV Blickweiler schon 13 Punkte vor dem SCB. Die Suche nach Lösungen wird langwierig und schwierig werden, denn auch und erst recht an diesem Samstag wurden die offensichtlichen Defizite in allen Bereichen deutlich, tat es doch dem SVB so gut immer wieder den Finger in die Wunden des SC zu legen. Aber die spielerischen Defizite wären ja noch zu verkraften und sicherlich würden auch die Zuschauer anders reagieren, wenn man dem Team wenigstens den besagten „Kampfgeist“ attestieren könnte, aber auch den suchte man, wie schon in den Schlussminuten in Brenschlebach, über weite Strecken vergeblich. Aber jetzt, wo der Anschluss nach ganz oben endgültig abgefahren ist und der Abstand zum Zweiletzten kleiner ist als der zum Zweiten muss das Team erst recht Charakter zeigen. Zu oft hat man in den letzten Jahren eine Saison abgeschenkt, wenn der Weg nach ganz oben versperrt war und zu oft fehlte in solchen Situationen die Motivation! Aber an Motivation soll es nicht hapern und für alle die es noch nicht begriffen haben: Der SC Blieskastel-Lautzkirchen ist ein Verein mit über 500 Mitglieder, 170 Jugendspielern unzähligen Menschen, die ehrenamtlich viel, nein sehr viel Zeit opfern um den Spielern das zu bieten was geboten wird und die Mannschaft, die Aushängeschilder dieses tollen Vereins sollten sich das endlich einmal zu Herzen nehmen und für diesen Verein alle Reserven mobilisieren, wenn man das Trikot des SC Blieskastel-Lautzkirchen überstreift und auch jetzt, wo der Zug vom Aufstieg abgefahren ist an jedem verdammten Sonntag alles für den Erfolg geben. Aber genug der Worte, denn man hat ohnehin oft das Gefühl es ist nur lästig und, wenn öffentlich berechtigte Kritik geübt wird. Als man nach Stottersiegen gegen die Kleinen auf ein Defizit hinwies ging das im überschwänglichen Siegesjubel unter, jetzt wurde es einige Male bittere Realität. Aber der Blick zurück und das Hadern mit dem Schicksal hilft nur wenig: Jetzt müssen Taten folgen und schon am Sonntag gegen Wolfersheim muss der Kunstrasen in Blieskastel brennen…
Am nächsten Sonntag kommen also die Wölfe aus Wolfersheim zu Besuch nach Blieskastel und man darf gespannt sein, ob der SC die richtige Antwort parat hat, oder ob man die Fans wieder bitterlich enttäuscht…