Der SV Oberwürzbach sorgte in den vergangenen Wochen überregional für Schlagzeilen als man mit der Porno-Darstellerin Lena Nitro einen ungewöhnlichen Trikotsponsor präsentierte. Nach Veröffentlichungen in der BILD-Zeitung zog der SVO in ganz Europa seine Kreise: Die französische Sportzeitung L’Equipe, Sports Illustrated, Vice und die New Yorker Daily News berichteten über den Kreisligisten.
„Wir wollten einen Trikotsponsor, den nicht jeder hat“, sagt Torsten Nelz vom SV Oberwürzbach in der Saarbrücker Zeitung. Nitro hatte er im Fernsehen gesehen, auf Pro Sieben, auch beim „Frauentausch“ von RTL II. Er habe sie witzig gefunden, authentisch, so frei Schnauze, schwärmt Nelz.
Aufgrund des großen Medieninteresse kam nun der Saarländische Fußballverband auf die Bildfläche: „Eigentlich müsste jede Trikotwerbung genehmigt werden“, sagt SFV-Präsident Schumann gegenüber der Saarbrücker Zeitung und beruft sich damit auf die seit Jahren gültigen Vorschriften. Bis dahin wurde dies aber zumindest recht lasch gehandhabt - dann kam der SV Oberwürzbach und sorgte für Schlagzeilen.
Schon vor rund 30 Jahren gab es im Saarland Aufruhr bezüglich einer Trikotwerbung als der damalige Bundesligist des FC 08 Homburg den Kondomhersteller London auf der Brust hatte. Der Deutsche Fußball-Bund verbot das Trikotsponsoring seinerzeit, weil es nach Einschätzung der Funtkionäre gegen „Ethik und Moral“ verstoße. Der DFB hat seit Jahren - auch schon zu London-Zeiten - „Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung“. Dort wird in §10 beschrieben: „Die Werbung darf nicht gegen die allgemein im Sport gültigen Grundsätze von Ethik und Moral oder die gesetzlichen Bestimmungen oder die guten Sitten verstoßen.“
"Ethik und Moral haben sich verändert“, sagte SFV-Geschäftsführer Andreas Schwinn – vor der jetzigen Entscheidung die Trikotwerbung des SVO zu unterbinden. Am späten Montagabend hat der Vorstand des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) nun entschieden: Das Trikot muss von den Sportplätzen der Kreisliga A Saarpflaz verschwinden. „Es war eine knappe Entscheidung“, erklärt Verbandspräsident Schumann.
Sicherlich hätte man die Werbewirkung sowohl für Nitro als auch für den SV Oberwürzbach auch kaum werden lassen als durch eine solche Entscheidung. Auch bleibt fraglich, wo die Grenzen für Ethik und Moral zu ziehen sind, hat doch der Saarländsiche Fußballverband längst die Namensrechte für die höchste saarländische Spielklasse an ein vornehmlich mit Alkohol wirtschaftendes Unternehmen vergeben, auch der Saarland-Pokal wirbt mit einer großen Bank und in der Jugend mit einem Versicherungskonzern. Auch wird ein großer Automobilkonzern, der zuletzt durch gefälschte Abgaswerte nicht gerade ein Musterbeispiel für Ethik und Moral war, neuer Automobilpartner des DFB. Wo zieht man also die Grenzen? Wo beginnt eine genehmigungswürdige Sponsoring-Partnerschaft und wo hört sie auf? Wäre es nicht sinnvoller einen eindeutig definierten Begriff als Abgrenzung zu wählen und nicht die Moral als "die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen", die doch mehr als nur dehnbar erscheint?
Auch wenn die Nitro-Trikotwerbung vorerst von den Sportplätzen verschwinden muss, so ist sie sicherlich Antoß für viele Diskussionen. Der SV Oberwürzbach denkt nun darüber nach, den Schriftzug in „Lena Nitro – Ethik und Moral“ abzuändern. „Bei diesem Verband müsste es Ethik und Doppelmoral heißen“, findet Torsten Nelz.