Eine Revolution im Amateurfußball wird auf dem kommenden Verbandstag des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) am Samstag, den 6. Mai 2023 offiziell vorgestellt und in den Durchführungsbestimmungen verankert werden. Die Verantwortlichen des SFV haben am späten Freitagabend in einer Sondersitzung beschlossen, einen neuen digitalen Assistenten in die Spiele im Verantwortungsbereich des Saarländischen Fußballverbandes zu integrieren, um die Genauigkeit von Schiedsrichterentscheidungen zu verbessern, Fehlentscheidungen zu vermeiden und die Zuschauer noch stärker in das Spielgeschehen einzubeziehen. entsprechende Anträge für die Änderungen der Spielordnung und Durchführungsbestimmungen über die am Verbandstag entschieden wird, liegen SCB-Online vor. Der Name der neuen Technologie orientiert sich am im Profifußball bekannten Video Assistant Referee (VAR) – der Fan Assistant Referee (FAR) kommt und wird einige Neuerungen für die Fußballfans bereithalten, die den Fußball grundlegend verändern werden. SCB-Online hat alle Infos.
Zukünftig werden Zuschauer am Spielfeldrand Einfluss auf die Entscheidungen der Unparteiischen nehmen können
Wie funktioniert das Ganze? Während der Schiedsrichter weiterhin die endgültige Entscheidung trifft, werden die Zuschauer am Spielfeldrand ab der Saison 2023/2024 in ausgewählten Beta-Test-Spielklassen per Smartphone-App auf die Entscheidungen des Unparteiischen Einfluss nehmen können. Jederzeit können sie die Entscheidung des Schiedsrichters bestätigen oder dagegen stimmen bzw. diese anfechten. Wenn eine ausreichende Anzahl von Zuschauern gegen die Entscheidung stimmt, wird der Schiedsrichter aufgefordert, die Entscheidung zu überdenken und möglicherweise zu ändern. So kann beispielsweise eine Gruppe von Zuschauern, die eine vorteilhafte Position am Spielfeldrand hatte um eine Abseitsentscheidung oder ein Handspiel zu beurteilen aktiv in das Geschehen eingreifen, die Entscheidung anfechten und so eine wertvolle Unterstützung für den Unparteiischen darstellen, gerade wenn dieser ohne Linienrichter pfeift.
Werden die Fans am Spielfeldrand mehr denn je in das Spiel und die Schiedsrichterentscheidungen eingreifen können?
SCB-Online liegen die Infos aus der internen SFV-Sitzung vor, die den Amateurfußball grundlegend verändern wird und die Arbeit der Unparteiischen gerade in den Spielklassen erleichtern soll, in denen es keine Linienrichter als Assistenten gibt. In einem offiziellen Schreiben, das SCB-Online bereits im Entwurf zugesendet wurde, sollen die Vereine in der kommenden Woche vor Ostern über die Neuerungen informiert werden:
Liebe Fußballfans,
wir haben eine aufregende Ankündigung für alle Amateurfußball-Liebhaber da draußen! Nach langen Diskussionen und Überlegungen haben sich die Verantwortlichen des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) dazu entschlossen, ein neuartiges Assistenzsystem in die Spiele zu integrieren, um die Schiedsrichterentscheidungen zu verbessern und die Zuschauer noch stärker in das Spielgeschehen einzubeziehen – den Fan Assistant Referee (FAR).
Dieser neue Smartphone-Assistent wird anders funktionieren als alles, was Sie bisher gesehen haben. Während der Schiedsrichter vor Ort weiterhin die endgültige Entscheidung treffen wird, werden die Zuschauer am Spielfeldrand die Möglichkeit haben, per Smartphone-App auf die Entscheidungen des Unparteiischen Einfluss zu nehmen!
So haben die Zuschauer jederzeit die Möglichkeit den Unparteiischen per Smartphon-App zu informieren, ob sie mit der Entscheidung einverstanden sind oder nicht. Wenn eine ausreichende Anzahl von Zuschauern gegen die Entscheidung stimmt, wird der Schiedsrichter aufgefordert, sie zu überdenken und möglicherweise zu ändern. So können insbesondere auch strittige Szenen von Zuschauern revidiert werden, die einen besseren Blick auf die Szene haben. Ziel ist ein aktives Unterstützen der Unparteiischen durch die Zuschauer am Spielfeldrand.
Wir glauben, dass diese neue Technologie einen Wendepunkt im Amateurfußball markieren wird und die Fans noch stärker in das Spielgeschehen einbeziehen wird als dies schon jetzt der Fall ist. Außerdem wird dies auch dazu beitragen, die Schiedsrichterentscheidungen fairer und transparenter zu machen und mögliche Streitigkeiten und Unklarheiten zu vermeiden.
Der Saarländische Fußballverband (SFV) fungiert dabei als Pilot-Landesverband im Deutschen Fußballbund (DFB) und hat die Möglichkeit die neue Technologie bereits ein Jahr vor dem Rest Deutschlands ab der Saison 2023/2024 in ausgewählten Spielklassen zu testen.
Natürlich wird es einige Einschränkungen geben, um sicherzustellen, dass die Technologie nicht missbraucht wird. So wird die App nur für die Zuschauer am Spielfeldrand verfügbar sein und es wird eine begrenzte Anzahl von Stimmen pro Spiel geben. Außerdem werden die Ergebnisse der Abstimmungen nur dann berücksichtigt, wenn mindestens drei Zuschauer in einer Szene abgestimmt haben.
Wir verstehen, dass es einige Skeptiker geben wird, die denken, dass diese Technologie den Charme des Amateurfußballs zerstören wird. Aber wir sind zuversichtlich, dass die Einführung des Videoassistenten die Integrität des Spiels verbessern und die Leidenschaft und den Enthusiasmus der Fans noch weiter verstärken wird.
Wir freuen uns auf eine aufregende Zukunft des Amateurfußballs mit Ihnen allen!
Herzliche Grüße
Die neue App wird für alle gängigen Smartphone-Betriebssysteme (iOS, Android etc.) verfügbar sein und verfügt über eine direkte Schnittstelle zum DFBnet, um beispielsweise auch über persönliche Strafen direkt im elektronischen Spielbericht abstimmen zu können. So liegen allen App-Nutzern die kompletten Aufstellungen beider Vereine inklusive der korrekten Rückennummern vor. Eine Abstimmung ist nur dann möglich, wenn via GPS-Tracking festgestellt wird, dass sich der Nutzer tatsächlich auf der betreffenden Sportanlage befindet. Ansonsten setzt die App lediglich eine bestehende Internetverbindung voraus. Handelt es sich beim App-Nutzer um einen Schiedsrichter des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) wird die Stimme bei der Abstimmung höher gewichtet als die Stimmen von normalen Nutzern.
SCB-Online liegt ein erster Screenshot der neuen App vor, die direkt mit dem DFBnet verbunden ist und das Eingreifen der Zuschauer im Kontext des FAR ermöglicht
Die neue App wird in die Anwendung DFBnet Plus integriert und weiß daher zahlreiche Schnittstellen zum DFBnet auf. So können Zuschauer auch Kommentare zu Sonderberichten von Unparteiischen hinzufügen, was insbesondere dazu beitragen soll, strittige Situationen aufzuklären. Notwendig ist leidglich eine einmalige Registrierung. Zusätzlich ist es möglich eine bestehende DFBnet-Kennung beispielsweise eines Schiedsrichters oder Vereinsverantwortlichen zu verwenden. Die Unparteiischen nutzen während der Partie entweder ein Smartphone oder koppeln die App an die eigene Smartwatch, so dass sie stets über mögliche Anfechtungen von Entscheidungen durch die Zuschauer informiert sind und entsprechende Maßnahmen einleiten können.
Man darf also gespannt sein, wie sich die neue Technologie entwickeln wird und wie groß deren Akzeptanz sowohl bei den Unparteiischen als auch den Zuschauern und Spielern sein wird. Unklar ist auf Basis der uns vorliegenden Unterlagen bis dahin, welche weiteren Mechanismen es neben GPS-Tracking gibt, Manipulationen vorzubeugen und vor allem welche Spielklassen von den Änderungen speziell in der Beta-Testphase betroffen sein werden. Auch ist unklar, ob die App-Technologie bei Jugend- oder AH-Spielen zum Einsatz kommt und inwiefern die Unparteiischen an die Entscheidungen der Zuschauer gebunden sein werden.
Sicher ist nur: Die Neuerung wird im gesamten Amateurfußball und insbesondere auch im Bliestal-Fußball für viel Gesprächsstoff sorgen und nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Die SFV-Teams werden mit dem Pilotprojekt, welches im Nachgang evaluiert wird jedenfalls einen großen Einfluss auf die Zukunft des Amateurfußballs in ganz Deutschland haben. In einer Pressekonferenz am heutigen Samstag, den 1. April 2023 will sich der SFV nochmals zu den Rahmenbedingungen und angestrebten Einsatzszenarien äußern.