Nachdem die FIFA im Juli des Jahres 2012 entschieden hatte, die Torlinientechnik einzuführen, stand auch im deutschen Profifußball nach dem Phantomtor von Stefan Kiesling vor wenigen Tagen die Entscheidung über die Torlinientechnik auf dem Programm. Die 36 Profivereine wurden zur Abstimmung geboten und entschieden sich zunächst gegen eine Einführung der neuen Technik. Vor allem zwei Punkte sorgten bei vielen Vereinsvertretern für Kopfzerbrechen: Zum Einen schienen die Techniken nicht genügend erprobt, zum Anderen war für viele fraglich, ob die Entscheidungen, die durch eine Torlinientechnik unterstützt werden könnten, in einem dauerhaften Liga-Betrieb wirklich entscheidend sein werden. Nun geht die DFL zusammen mit dem DFB und seinen Landesverbänden neue Wege und will die Torlinientechnologie in Amateurspielklassen testen, um dann einen ausführlichen Durchführbarkeitsbericht für die Profi-Ligen anzufertigen.
Im Wesentlichen sind es zwei Technologien, die für eine Torlinientechnik in Frage kommen: Das GoalRef-System wurde am Fraunhofer IIS entwickelt und nutzt Sensoren im Ball, um zu ermitteln, ob ein Tor erzielt wurde oder nicht. Auf der anderen Seite ist die Hawk-Eye-Technologie ein kamerabasiertes System, dass die Trajektorie des Balles mit Hochgeschwindigkeitskameras verfolgt. In einer Pressemitteilung erklärt der Deutsche Fußballbund, wie die Testphase in den Amateurligen laufen wird: „Der Deutsche Fußballbund hat sich entschieden die Hawk-Eye-Technologie in einer Probephase in drei deutschen Amateurligen einzuführen und auch die Sportplätze dieser Ligen mit entsprechenden Systemen auszustatten.“ Die Entscheidung für die Hawk-Eye-Technologie sei im Wesentlichen im Zuge einer Realisierbarkeitsstudie gefallen, sei es doch technisch sehr einfach, die besagten Hochgeschwindigkeitskameras auf den Flutlichtmasten der einzelnen Sportanlagen zu installieren.
Als eine der drei Ligen in Deutschland ausgewählt wurde neben der Kreisliga D Dortmund und der Landesliga Niederbayern auch die Bezirksliga Homburg. „Die Auswahl der Probeligen wurde auf Basis einer Machbarkeitsstudie getroffen, insgesamt hatten sich die Klassenleiter aus 178 deutschen Ligen für das Projekt beworben, am Ende wurden diese drei Ligen ausgewählt.“ Die Bezirksliga Homburg gehört also deutschlandweit drei Testligen, die in der Saison 2014/2015 die Hawk-Eye-Technologie testen werden und sicherlich unter größerem öffentlichem Interesse stehen werden. Auch die Unparteiischen sollen entsprechend für die neue Technologie geschult werden.
Auch auf den den sechs Flutlichtmasten an der Florianstraße werden bald acht Hochgeschwindigkeitskameras für die Hawk-Eye-Technologie installiert
„In den Amateurligen fallen im Schnitt fast doppelt so viele Tore wie in den Profiligen und daher macht es Sinn, eine solche Technologie dort direkt an der Basis zu testen, zumal die Spieler in dieser Spielklassen neuen Techniken unvoreingenommen gegenüber stehen.“ Die Vereine werden in den kommenden Wochen in vom DFB organisierten Workshops entsprechend gebrieft und auch die Kostenfrage soll in diesen Workshops geklärt werden. Die Kosten von rund 100.000€ pro Sportanlage sollen zu 80% von Sponsoren des DFB getragen werden, die restlichen Kosten tragen die Vereine. Ein Kassierer eines Vereins der Bezirksliga Homburg, der nicht mit Namen genannt werden will, erklärte gegenüber SCB-Online: „Die Nulleschreiwer mache mich blind wenn ich denne zukuck, do brauch ich kenn Hawk-Eye.“
Tor oder kein Tor? Diese Frage wird in der Bezirksliga Homburg bald zweifelsfrei beantwortet werden können
Die Kostenfrage wird in diesem Projekt sicherlich noch für einige Reibungspunkte sorgen, weil sich zum Einen nicht die Vereine für dieses Projekt beworben haben sondern die jeweiligen Klassenleiter, zum Anderen die Kosten auch bei dem abgespeckten Angebot für die Amateurligen für kleine Vereine noch enorm sind. Hinzu kommt, dass im Rahmen des Projektes auch andere Technologien getestet werden sollen: Eine Particle-Tracking Software soll mit den installierten Hochgeschwindigkeitskameras Abseitsentscheidungen eindeutig lösen können und auch der viel diskutierte Videobeweis, den jeder Trainer einmal pro Halbzeit, ähnlich dem American Football, anfordern kann, soll getestet werden, weil es bis dahin kaum Erfahrungswerte gibt, wie Spieler, Trainer und Fans auf solche Entscheidung reagieren. Die Unparteiischen dagegen begrüßen die Testphase: „Wir haben die Möglichkeit moderne Technologien vor ihrer Einführung im Profifußball zu testen, das ist sicherlich einmalig.“, erklärt ein Sprecher der Unparteiischen im Ostsaarkreis.
Nun dürfen die Vereine gespannt sein: In den kommenden Monaten wird die Installation der teuren Hochgeschwindigkeitskameras bei all den Vereinen beginnen, die den Klassenverbleib in der Bezirksliga Homburg bereits sicher haben, bei Vereinen mit zwei Sportplätzen die eine Flutlichtanlage besitzen wird nur der Hauptplatz mit der Hawk-Eye-Technologie ausgestattet, ansonsten muss immer auf der Sportanlage gespielt werden, die mit der Hawk-Eye-Technologie ausgestattet ist. Ob sich der ganz Aufwand lohnt, wird sich zeigen: „Natürlich ist das Vorgehen ein Risiko, ist es doch nicht einmal garantiert, dass es in den Ligen zu strittigen Situationen kommt, aber warum sollte man die veranschlagten 6,3 Millionen Euro in die Jugendarbeit der Vereine an der Basis investieren und nicht in den Test einer fragwürdigen Technik", heißt es aus DFB-Kreisen. Am heutigen Dienstag, den 1. April 2014 wird es an der Herrmann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken eine erste Sitzung des Verbandsspielausschusses zu diesem Thema geben.