Seit über einem Jahr sind bei Spielen in der Fußball-Bundesliga keine Zuschauer mehr zugelassen. "Geisterspiele" gehören längst zum Alltag der Fußballfans und leider ist es Gewohnheit, dass Spiele auch in den höchsten Profiligen ohne Fans in riesigen Stadien vor leeren Rängen stattfinden. Viel härter als den Profifußball trifft es aber den Amateurfußball: Seit über einem Jahr fanden nur vereinzelt Spiele statt, den Vereinen fehlen Zuschauereinnahmen und auch Sponsoren ziehen sich zurück, weil die nötige Präsenz fehlt. Nach dem Saisonabbruch durch den Saarländischen Fußballverband (SFV) steht zudem fest, dass es bis in den August hinein keine Pflichtspiele im Ligabetrieb mehr geben wird.
Der DFB will aus dieser Situation nun das Beste machen und setzt mit der Aktion "Back2theRoots" ein deutliches Solidaritätssignal der höchsten deutschen Profiligen an den Amateurfußball: Der 31. und der 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga am 23./24. April 2021 bzw. am 30. April 2021 sowie 1. Mai 2021 werden auf Sportanlagen von Amateurvereinen stattfinden! Robert Lewandowski auf dem Sportplatz eines Kreisligisten? Das wird bald Realität!
Auf der offiziellen Webseite der Bundesliga wird die Aktion des DFB und der DFL bereits beworben
"Durch die Aktion wollen wir die Solidarität mit dem Amateurfußball zeigen", heißt es von der Deutschen Fußball Liga (DFL). "Wir geben den Vereinen und ganzen Regionen öffentliche Präsenz und zeigen damit, dass wir alle ein gemeinsames Hobby haben: Den Fußball." Insgesamt 19 Bundesligaspiele werden also auf Anlagen von Amateurvereinen stattfinden, die sich um die Austragung der Spiele bewerben können. Grundsätzlich sind alle Fußballvereine teilnahmeberechtigt, die mit mindestens einer Aktiven- und einer Jugendmannschaft am Spielbetrieb eines Landesverbandes des DFB teilnehmen. "Es ist ein mehr als deutliches Signal, wenn zwei Bundesligisten bei einem Kreisligisten auf Punkte- und Torejagd gehen und genau deshalb liegt uns dieses Vorhaben am Herzen."
Wie läuft das Projekt ab: Die Kosten für die Infrastruktur (TV-Kameras, etc.) auf den Amateursportplätzen trägt die DFL. Für die Vereine, denen ein Spiel zugewiesen wird, entstehen keine Kosten. Zuschauer sind, wie auch in den großen Stadien allerdings nicht zugelassen. Die insgesamt 18 Spiele der besagten Spieltage werden dabei gleichmäßig auf die 16 Bundesländer verteilt, in Bayern und Nordrhein-Westfalen werden aufgrund der hohen Zahl an Vereinen jeweils zwei Spiele stattfinden. Die Vereine können sich für die Aktion "Back2theRoots" bewerben.
Auf welchem Amateursportplatz wird bald der Bundesliga-Ball rollen?
Bei der Bewerbung sind allerdings einige Vorgaben zu beachten, die leider dennoch zahlreiche Vereine von der Aktion ausschließen: Unter anderem muss der Verein zwingend über einen Naturrasenplatz mit Flutlichtanlage verfügen, darüber hinaus muss er mit seiner klassenhöchsten Mannschaft unterhalb der Oberliga spielen. Auch hinsichtlich der Platzmaße sind die Anforderungen hoch: In nationalen Pflichtspielen müssen die Plätze 45 bis 90 Meter breit und 90 bis 120 Meter lang sein. Das macht eine Spanne von 4050 bis 10800 Quadratmetern. Für die Bundesliga gilt das jedoch nicht: Hier hat sich eine Norm von 68 mal 105 Meter durchgesetzt, die die Bewerber erfüllen müssen. Überraschenderweise gibt es keine gesonderten Anforderungen an Umkleiden oder Sportheim, lediglich ein Starkstromanschluss muss vom Verein zur Verfügung gestellt werden. In den Bewerbungsunterlagen soll in 900 Zeichen zudem dargestellt werden, warum der eigene Verein besonders von der Corona-Krise betroffen war.
Eine Voraussetzung für die Ausrichtung einer Partie ist ein Naturrasenplatz. Auf Kunstrasenplätzen kann nicht gespielt werden.
"Wir bieten den Vereinen in diesem Kontext die Möglichkeit ihren Verein, ihre Sponsoren und ihre Region zu präsentieren.", heißt es in einer Pressemitteilung. "In Videoeinspielern in der Halbzeitpause und nach dem Spiel werden von unseren Medienpartnern die Vereine und die Region vorgestellt." Ein Gremium bestehend aus Vertretern des DFB und der zuständigen Landesverbände wird über die Bewerbungen entscheiden, die bis spätestens 5. April 2021 vorliegen müssen, die entsprechenden Antragsunterlagen werden vom DFB im Laufe des Tages bereit gestellt, die Sieger werden schon am 10. April 2021 bekannt gegeben.
Die Aktion "Back2theRoots" hilft letztlich zwar nur einigen ausgewählten Vereinen, ist aber ein deutliches Zeichen des Profifußballs, dass man sich nicht länger in einer Blase bewegen will sondern den Schulterschluss mit den Amateuren sucht. "Wir waren überrascht, dass die Amateurvereine sich in solch großen Problemen befinden und nicht ausreichend mit Fernsehverträgen vorgesorgt haben. Gerne reichen wir den Vereinen jetzt die helfende Hand.", heißt es von einem DFL-Sprecher. Der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga RB Leipzig erklärte sich ebenfalls solidarisch: "Wir waren zunächst überrascht, dass es in Deutschland so viele Vereine mit mehr als 19 Mitgliedern gibt, helfen diesen aber gerne sich auf einer großen Plattform neuen Investoren zu präsentieren." SCB-Online ist gespannt, welche Vereine der Region sich bewerben werden und wo am Ende ein Bundesligaspiel stattfinden wird, welches live in die ganze Welt übertragen wird.