Es ist das Thema unter den Fußballfans im Bliestal: Der Umbau des Blieskastler Freizeitzentrums erhitzte die Gemüter. Der Grund: Ein Neubau der Tribünen war in den Renovierungsplänen bis dahin nicht vorgesehen, was das Aus für jegliche sportliche Großveranstaltungen im Freizeitzentrum bedeutet hätte. Auch der Bliestal-Cup hätte sich dann eine neue Heimat für die jährlich rund 1.500 Fußballfans suchen müssen. Auch auf SCB-Online und den sozialen Medien wurde mächtig diskutiert und Druck auf die Entscheidungsträger aufgebaut: Nun scheint der öffentliche Druck Erfolg gehabt zu haben und die Wende im "Tribünen-Gate" deutet sich an: In einer gemeinsamen Pressekonferenz gaben die Bürgermeisterkandidaten Lisa Becker (Grüne), Bernd Hertzler (SPD) und Amtsinhaberin Annelie Faber-Wegener (CDU) bekannt, dass man sich in Blieskastel zum Wohle des Sports für "die große Lösung" entschieden hat und das Freizeitzentum bzw. dessen Zuschauerkapazität von bisher rund 800 Personen sogar verdoppeln werde. Der neue Plan klingt spektakulär: Die Außenwand an der bisherigen Tribünenseite wird eingerissen und die Halle um rund Meter verbreitert. Dies gibt den Planern die Möglichkeit, die Halle auf beiden Seiten mit einer Tribüne auszustatten und die Kapazität bei Sportveranstaltungen sogar von bisher rund 800 Personen auf 1.600 Personen zu verdoppeln. Dabei wird die Tribüne an der zum Schwimmbad gerichteten Seite fest betoniert, die auf der Gegengerade bleibt wie bisher einfahrbar.
Im Freizeitzentrum gab es in den vergangenen Jahren schon zahlreiche tolle Sportereignisse zu begutachten, nun dürfen sich die Fans auf viele weitere tolle Sportmomente freuen
Dies ermögliche es der Stadt Blieskastel mittelfristig auch Großveranstaltungen auszurichten, besitzt man dann doch eine der fünf größten und modernsten Hallen im ganzen Saarland. So habe man sich bereits um die Ausrichtung des Hallenmasters 2022 beworben und der Saarländische Fußballverband (SFV) habe bereits Interesse bekundet das Event im Biospährenreservat im nagelneuen Freizeitzentrum stattfinden zu lassen.
Die neue Halle ist dann auf beiden Spielfeldseiten mit Tribünen ausgestattet. Auch der Empfangsbereich inklusive sanitärer Anlagen, Verkaufsflächen und Umkleidekabinen wird eine vollkommene Grundsanierung erhalten. Die hohe Zuschauerkapazität ermöglicht es zudem auch sportfremde Veranstaltungen im Freizeitzentrum auszurichten, seien es Konzerte oder sonstige Großveranstaltungen. Die Ausschreibung für das Großprojekt beginnt im Juli 2019. Eine besondere Auflage ist es dabei, auf der Haupttribünenseite die Hallenwartkabine mit einem Sichtfenster zum Spielfeld hin auszustatten und vollständig zu erhalten. "Die Hallenwartkabine wurde vom Landeskonservator Herrn Dr. Bennovitz unter Denkmalschutz gestellt und muss daher von den restlichen Baumaßnahmen unberührt bleiben", erklärte der Planungsverantwortliche Rainer Schwarz.
Auf der Rathaustreppe in Blieskastel strahlen sie nach der Entscheidung für die "große Lösung" des Freizeitzentrums Zuversicht aus: Der Bewerber und die Bewerberinnen für die Bürgermeisterwahl (von links) Bernd Hertzler (SPD), Annelie Faber-Wegener (CDU) und Lisa Becker (Grüne). (Quelle: Saarbrücker Zeitung)
Eine Komplettsanierung erhält bei dieser Gelegenheit auch das in die Tage gekommene Schwimmbad: Unter dem Konkurrenzdruck zahlreicher Erlebnisbäder leiden seit Jahren die Besucherzahlen, damit soll nun Schluss ein: Ein Umbau zum Erlebnisbad mit 5 riesigen Rutschen, einer Wohlfühl-Oase und einem neuen Wellness-Bereich sollen auch das Schwimmbad fit für die Zukunft machen. Ein großer Vorteil des Schwimmbades in der bestehenden Infrastruktur sei es, dass genügend Wasser vorhanden sei, um alle Brandschutzauflagen lückenlos zu erfüllen.
Aber wie kam es zu der Wende? Wie auf der Pressekonferenz betont wurde, sei den Amtsanwärtern im Wahlkampf klar geworden, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann und so schaffte man es, den Wahlkampf ad acta zu legen und nach echten Lösungen zu suchen. Man hat sich in diesem Kontext den Rat bei den Planern von erfolgreichen saarländischen Bauprojekten wie dem Vierten Pavillon und dem Ludwigsparkstadion in Saarbrücken eingeholt und schnell wurde klar: Es ist bei öffentlichen Bauprojekten nicht notwendig, die Finanzierung vor Baubeginn abzuklären, es genügt, die Entscheidungsträger im Kreis zu überzeugen, dass das Projekt sinnvoll und sicher bis zu den nächsten Wahlen nicht abgeschlossen ist. "Insofern bot sich mit den anstehenden Wahlen eine einmalige Gelegenheit für die Stadt Blieskastel und deren Sportler", heißt es in einer Pressemitteilung. "Wir können jetzt ein großartiges Projekt starten und uns erst in Jahren um die Finanzierung Gedanken machen, wenn schon längst die ersten Tore in der einen Multifunktionshalle gefallen sind."
(Quelle: Saarbrücker Zeitung)
Als Bauzeitraum wurde der 1. Januar 2020 bis zum 31. Oktober 2021 vorgesehen. Heute am 1. April 2019 findet ab 19:00 Uhr eine Ortsbegehung mit dem verantwortlichen Planer Schwarz statt bei der auch Bürger Ihre Vorschläge für die Planung vorlegen können. "Es sind ja immerhin die Steuergelder der Bürger, die verplant werden, daher sollten diese auch ein gewisses Mitspracherecht haben", so Schwarz, der bereits einige Nachfragen aus der Bevölkerung für kostenlose Biosphären-Whirlpools erhalten hat.