Es ist das große Thema im saarländischen Sport und hat auch den saarländischen Amateurfußball in den vergangenen Wochen und Monaten eingeholt: Das Geld im Sport, verändert die Werte und am Ende auch den Sport selbst rasant. Zahlreiche Rückzüge in den höheren Spielklassen, Spielerwechsel und Auflösungen von Vereinen prägten in den letzten Wochen und Monaten das Geschehen im Saar-Sport nachhaltig. „Das macht mir Sorgen, wenn Vereine in höheren Klassen abmelden müssen, weil sie den Spielbetrieb nicht mehr finanzieren können. Wir haben schon Anfang 2017 eine Kampagne gestartet, mit dem Ziel, eine bessere Unterstützung für unsere Vereine durch die Kommunen zu erreichen. Leider bislang ohne messbaren Erfolg.“, erklärte der Franz-Josef Schumann, Präsident des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV), unlängst in der Saarbrücker Zeitung, als sich wieder Abmeldungen von Saarlandliga-Vereinen andeuteten: „Ich sehe schon die Gefahr, dass durch die Rückzüge der Wettbewerb verfälscht werden kann. Aber wir als Vorstand können dem nur durch die Regelungen, die zum Beispiel die Abmeldefristen betreffen, entgegenwirken.“
Nun hat der Saarländische Fußballverband genug und fasste in Anbetracht der anstehenden Meldefristen für die neue Saison intern einen Beschluss mit weitreichenden Folgen: Am gestrigen Samstag, den 31. März 2018 traf sich der Verbandsvorstand zu einer außerordentlichen Dringlichkeitssitzung in der Herrmann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken und verabschiedete eine Regelung, die eine Vorreiterrolle für ganz Deutschland haben könnte: Der SFV verbannt das Geld aus seinen Amateurligen!
Der SFV führt damit im Vorfeld des außerordentlichen Verbandstages am Samstag, den 26. Mai 2018 als erster Landesverband ein "Financial Fairplay" für den Amateursport ein, ähnlich wie dies der europäische Fußballverband UEFA bereits vor einigen Jahren, mehr oder weniger erfolgreich, eingeführt hatte. Nun wird auch klar, warum der SFV vor drei Wochen die Vereine überraschend zu einem außerordentlichen Verbandstag geladen hat, denn die Veränderungen im Saar-Fußball werden weitreichend sein. SCB-Online erklärt, wie das neue Financial-Fairplay funktioniert:
Financial Fairplay:
[als Ergänzung zur Spielordnung als §20a ab 1. Juni 2018]
1.) Alle saarländischen Vereine von der Kreis- bis in die Saarlandliga müssen zum 20. Mai jeden Jahres den Kassenbericht des letzten Geschäftsjahres in der Geschäftsstelle des Saarländischen Fußballverbandes abgeben.
2.) Pro Verein dürfen pro Monat (inklusive Trainergehälter) maximal 10 € pro in der Vorsaison eingesetztem Jugendspieler gezahlt werden. Ein Jugendspieler der als eingesetzt gewertet wird muss in einer im SFV-Spielbetrieb gemeldeten Mannschaft, die die Saison beendet hat, mindestens 10% der angesetzten Pflichtspiele (bzw. Pflichtfreundschaftsspiele) absolviert haben. [Anmerkung der Redaktion: Ein Rechenbeispiel: Ein Verein hat in der Saison 2017/2018 insgesamt 95 Jugendspieler in mehr als 10% der Pflichtspiele eingesetzt und alle Mannschaften haben die Spielrunde komplett beendet. Dann darf der Verein pro Monat maximal 950€ für Spielergehälter und Trainergehälter investieren.]
3.) Die Auszahlung von Fahrtgeldern oder ähnlichen Aufwandsentschädigungen wird verboten, alle Zahlungen müssen als Gehaltszahlungen in den Kassenberichten verbucht und entsprechend im Rahmen der Regelungen des Financial-Fairplay (sowie steuerrechtlich) erfasst werden.
4.) Verstößt ein Verein gegen die Vorschriften, drohen gemäß den in §34 (4) Punkte 1 bis 5 der Strafordnung festgelegten Regelungen Punktabzüge und Zwangsabstiege. [Eine entsprechende Strafordnung wird zeitnah veröffentlicht. Die entsprechenden Formulierungen der Strafordnung werden im Vorfeld des Verbandstages an die Vereine versendet.]
Für die Vereine im Saarland wird es sich also zukünftig lohnen, das Geld der Sponsoren primär in die Jugendabteilungen zu investieren, denn nur dann können diese Investition zumindest indirekt in die Aktiven Mannschaften fließen. Insbesondere ist damit zu rechnen, dass sich die Finanzplanung zahlreicher Vereine schon zur kommenden Saison ändern muss. „Wir rechnen mittelfristig mit einer wachsenden Anzahl an Jugendspielern im Saarland. So kann dauerhaft der Spielbetrieb auch in ländlichen Regionen gewährleistet werden.“, heißt es in einer Pressemitteilung des SFV.
Nach der außerordentlichen Vorstandssitzung gibt der SFV-Vorstand die Neuerungen am heutigen 1. April 2018 bei einem großen Bankett vor 250 geladenen Gästen aus Sport, Politik und Finanzämtern in der Mensa des LSVS bekannt.