Beim FV Biesingen steht zum Saisonende ein Trainerwechsel auf dem Programm. Trainer Uwe Köster wird den FVB verlassen. Auf SCB-Online verabschiedet sich Köster exklusiv von seinem Verein, seinen Spielern und nicht zuletzt dem Bliestal-Fußball. In einem emotionalen Interview sagt ein charismatischer Coach "leise servus":
SCB-Online: Hallo Uwe. Vielen Dank dass du dir die Zeit für ein kurzes Interview genommen hast. Am vergangenen Sonntag habt ihr einen Auswärtssieg bei den Sportfreunden aus Walsheim gefeiert. Wie wichtig war dieser Sieg aufgrund der Tabellensituation?
Uwe Köster: Das Spiel war der Wahnsinn, Chancen auf beiden Seiten zum gewinnen. Wenn ich keine grauen Haare hätte, nach diesem Spiel wäre es soweit gewesen (lacht). Das war für mich mit dem FV Biesingen das intensivste Spiel seit dem ich hier bin. Ein Blick in den Tabellenkeller ist dabei wohl selbstredend. Ich hoffe wir haben es damit geschafft die Klasse zu halten. Da ich am jetzigen Wochenende auf einer Hochzeit eingeladen bin, kann ich nun glücklicherweise dort bleiben und Fußball darf mal zur Nebensache werden.
Für Köster und sein Team gab es in den letzten Jahr viel zu Jubeln, aber auch zu Zittern...
SCB-Online: Nachdem ihr nach der Hinrunde auf Rang neun der Tabelle standet, konntet ihr in der Rückrunde bis dahin nur 16 Punkte einsammeln. Warum fiel die Formkurve nach dem Winter ab? Besonders die Tordifferenz von -19 fällt gegenüber der Hinserie (-6) ins Auge.
Uwe Köster: Wir haben einfach richtig schlecht trainiert, ich war beruflich voll eingespannt und der ein oder andere hat die Rückrunde nicht ernst genommen. Wenn dazu noch zwei bis drei Spieler ausfallen ist es mit einem dünnen Kader einfach nicht zu kompensieren. Christian Ramelli hat auch noch zwei Spiele gefehlt und ihn kann niemand adäquat ersetzen.
SCB-Online: Die Saison 2014/2015 geht zu Ende, die neue Saison steht ins Haus. Wie sehen deine Planungen für die neue Spielzeit aus?
Uwe Köster: Ich werde beruflich nach Hockenheim gehen und Spielertrainer in der Kreisliga in Erbringen. Das mache ich auch wieder zusammen mit einem Trainerkollegen. So kann ich eine Trainingseinheit leiten und sonntags spielen. Aber ehrlich gesagt, ich brauche jetzt mal Zeit für mich und meinen neuen Job. Noch zwei Jahre dann bin ich vierzig und dann werde ich wohl nur noch als Trainer arbeiten bzw. mal ne Pause einlegen. Mein Arzt meinte schon vor zwei Jahren, mit Arthrose im Fuß ist nicht zu spaßen. Daraufhin sagte ich, hmm, es gibt da ein Problem, ich hab ein Kurzzeitgedächtnis und könne mich an diese Diagnose nicht erinnern. Spaß beiseite, kommt Zeit kommt Rat. Schau ma mal (lacht).
SCB-Online: Welche Eindrücke und Erinnerungen nimmst du aus Biesingen und dem Bliestal mit? Was war dein schönster Moment, was die härteste Prüfung?
Uwe Köster: Günther Müller, Stefan Alexander, Unikate. Der FVB lebt vor allem durch diese 2 Personen nach außen und es war mir eine Ehre auch diese zwei Menschen kennen lernen zu dürfen. Fußball ist dabei nicht entscheidend, die Menschen drum herum sind immer das Entscheidende für mich. Sie beeinflussen unser Leben auf dem Platz und daneben. Ich konnte mich stets auf ihre Loyalität verlassen und auch Hans Jürgen Priester hat mich jederzeit bedingungslos unterstützt. Die gemeinsamen Momente werden immer wieder aufleben, gerade weil es schwere sportliche Zeiten waren. Im Erfolg ist alles einfach, aber in meinem Umfeld haben viele Charakter gezeigt. Ein Daniel Lissner, ein Nico Bohr als Trainerkollege, ein Marco Caputo der nie seinen Humor verliert. Die Liste ist zu groß. Das Bliestal hat tolle Vereine und Funktionäre. Man lebt den Verein, was gibt es schöneres. Der schönste Moment…. Im ersten Jahr, das letzte Spiel in Blieskastel. Freitags im Abschlusstraining haben wir Freistöße trainiert. Die „Alten“ haben abgewunken, „was macht denn der Trainer da für einen Unsinn“. Sonntags im Spiel haben wir mit zwei Freistoßtoren 3:1 gewonnen und damit den Abstieg verhindert. Natürlich gehört auch Glück dazu, aber mit bestimmt 8 Zweitmannschaftsspieler die Klasse zu halten war der Wahnsinn. Die härteste Prüfung war für mich meinen eigenen Anspruch verlieren zu müssen. Taktik zu trainieren geht nun einmal nur wenn der Trainingsbesuch immer konstant ist. Daraufhin habe auch ich abgebaut, die Inhalte waren ab und an monoton und das zu erkennen und vor der Mannschaft zuzugeben war nicht einfach.
SCB-Online: Was wünschst du dem FV Biesingen für die sportliche Zukunft?
Uwe Köster: Ich wünsche meinen Jungs, dass sie unsere Arbeit nicht vergessen und was die besagten Personen über Jahrzehnte leisten. Wer mit Herz Fußball spielt geht an seine Grenzen, dann ist aber immer vieles möglich. Ich wünsche mir dass die vielen Mitglieder das erkennen und sich mehr einbringen. Es darf nicht an Einzelnen alles hängen bleiben. Ein einstelliger Tabellenplatz und eine ruhige Runde.
SCB-Online: Auch wenn du die Spielklasse leider verlassen wirst: Mit dem FC Viktoria St. Ingbert, der SG Hassel und der SpVgg Einöd-Ingweiler II kommt zur neuen Spielzeit frischer Wind in die Spielklasse. Wie schätzt du die Kräfteverhältnisse und die Attraktivität der Spielklasse zur neuen Saison ein?
Uwe Köster: Die Klasse wird ähnlich ausgeglichen sein, da Christian Ramelli nach Blieskastel geht, werden diese spätestens nächstes Jahr aufsteigen. Ansonsten kann fast jeder jeden schlagen. Der Platz 2 wird sicherlich wieder heiß umkämpft und auch der Abstiegskampf hat wie jedes Jahr, dank Auf- und Abstiegsfrage seinen Charme. Dank sei der Planungsfähigkeit (lacht).
Vollen Einsatz zeigte Köster auch stets auf dem Platz
SCB-Online: Wie schätzt du die Chancen der Aufsteiger in der Landesliga Ost ein?
Uwe Köster: Genclerbirligi Homburg hat eine starke Truppe, wird aber sicherlich an seine Grenzen kommen. Ich würde mir wünschen dass solche Vereine nachhaltiger arbeiten, dann wären sie längerfristig eine Bereicherung für jede Klasse. Sollte Blieskastel aufsteigen, sich auch entsprechend verstärken, dann ist sicherlich einiges drin.
SCB-Online: Wir bedanken uns für das nette Interview und die tolle Zusammenarbeit in den letzten Jahren und wünschen dir alles Gute bei deinem weiteren sportlichen Werdegang. Wir hoffen du wirst auch in Zukunft auf unserer Website vorbeischauen.
Uwe Köster: Vielen Dank für Deine tolle Arbeit! Ich wünschte, es gäbe noch mehr Fußballverrückte wie Dich, die ihre Zeit sinnvoll nutzen würden. Bleib vor allem gesund!