Die ersten Meisterschaftsspiele gehen bald los, Zeit für uns die viel diskutierten Regeländerungen in Erinnerung zu rufen. Bei der Frauen-WM in Frankreich durfte man schon die ersten Eindrücke gewinnen. Geht es nach dem Willen der Regelhüter der IFAB sollen die Änderungen mehr Fairness bieten, die Schnelligkeit erhöhen und - insbesondere beim Thema Handspiel - für mehr Klarheit sorgen.
Heute befasst sich SCB-Online Regelexperte Raffaele Veneroso mit den eher kleineren Änderungen, die auf dem ersten Blick keine große Eingewöhnungszeit benötigen werden.
Auswechslungen:
Der Spieler, der ausgewechselt wird, verlässt den Platz nicht mehr zwingend auf Höhe der Mittellinie den Platz, wo der einzuwechselnde Spieler steht, sondern nimmt ab sofort die Abkürzung über die Begrenzungslinie, die am nächsten ist. Der Spieler begibt sich dann unverzüglich zur Trainerbank (technische Zone) oder in die Umkleidekabine. Das letzte Wort, wo der Platz verlassen wird, hat der Schiedsrichter, und nicht der Spieler. Der Sinn dieser Änderung liegt auf der Hand: damit sollen die unnötigen Zeitverzögerungen durch "Schlürfer" auf ein Minimum reduziert werden.
Im Bereich des Jugendfußballs gibt es im Saarland eine weitere Neuerung in Sachen Auswechslungen. In den Leistungsklassen der A-, B- und C-Jugend (Verbandsliga, Bezirksliga sowie Pokal) ist ab sofort der Rückwechsel erlaubt. Es bleibt bei sechs Auswechselvorgängen wie bisher, jedoch dürfen nun auch bereits ausgewechselte Spieler erneut zum Einsatz kommen.
Textilien:
Bei der Auswahl der Unterzieh-Shirts kommen die obersten Regelhüter dem modischen Geschmack entgegen. Die Farbe orientiert sich jeweils an den Ärmeln der Trikots, jedoch ist nicht mehr die Hauptfarbe entscheidend. Bestehen mehrere Farben im Ärmel, darf das Unterzieh-Shirt einer dieser Farben haben. Bevor es nun zu Missverständnissen kommt: an der Einheitlichkeit der Unterzieh-Shirts hat sich nicht geändert! Hat man sich für eine Farbe entschieden, haben alle Spieler die gleiche Shirtfarbe zu verwenden.
Entscheidungen des Schiedsrichters:
Der Schiedsrichter darf eine Entscheidung zur Spielfortsetzung nicht mehr ändern, wenn das Spiel wieder fortgesetzt wurde. Unter bestimmten Umständen darf er ein vorangegangenes Vergehen jedoch nachträglich mit einer gelben oder roten Karte bestrafen oder gar ein Tor aberkennen. Und zwar gilt dies nach dem Pfiff zur Halbzeit bzw. zum Spielende. Befindet sich der Schiedsrichter noch auf dem Spielfeld und wird von einem Spieloffiziellen (Assistent, 4. Offizieller oder Video-Assistent) auf die Situation aufmerksam gemacht, darf der Schiedsrichter das Vergehen noch bestrafen, auch wenn sich Spieler bereits in der Kabine befinden. Diese Änderung betrifft uns im Amateurbereich eher weniger, sie ist mehr dem Video-Assistenten geschuldet.
Verletzungen:
Als letztes gehen wir heute auf die Rechte und Pflichten von im Strafraum gefoulten Spieler ein. Kam es im gegnerischen Strafraum zu einem Foul und der jeweilige Spieler muss behandelt werden, verlässt er normalerweise gemäß den Spielregeln den Platz. Nun kommt eine Neuerung zum Tragen: will exakt dieser Spieler den fälligen Strafstoß selbst ausführen, darf er - wenn er auf dem Spielfeld behandelt wurde - nun auf dem Platz bleiben. Dieser Spieler muss aber dann auch zwingend den Strafstoß ausführen. Sollte er es sich doch noch anders überlegen und den Strafstoß einem anderen Spieler überlassen, hat er dann vor der Strafstoßausführung ohne Umwege den Platz zu verlassen. Nur zur Klarstellung: sollte dem Schiedsrichter der Verdacht aufkommen, dass dadurch unsportlich gehandelt wurde (Zeitschinden), darf er frei nach eigenem Ermessen die vermeintliche Unsportlichkeit auch bestrafen.
Im nächsten Teil der Serie wird Regelexperte Raffaele Veneroso weitere Neuerungen für die kommende Saison 2019/2020 vorstellen. Natürlich können wie immer in unseren Regelecken auch gerne Fragen in den Kommentaren diskutiert werden.