Nachdem am Samstag der Präsident des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) Franz Josef Schumann von seinem Amt zurückgetreten ist, nimmt nun auch der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB) Reinhard Grindel seinen Hut und erklärte sich auf Facebook. Auslöser für den Rücktritt war eine Uhr, die Grinden von einem ukrainischen Fußball-Oligarchen erhalten hatte:
Ich trete vom Amt des DFB-Präsidenten zurück. Ich entschuldige mich dafür, dass ich durch mein wenig vorbildliches Handeln in Zusammenhang mit der Annahme einer Uhr Vorurteile gegenüber haupt- oder ehrenamtlich Tätigen im Fußball bestätigt habe.
Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht geldgierig und seit Jahren mit Compliance-Fragen befasst bin. Seit dem Wochenende kenne ich den Wert der Uhr von 6000 Euro und bin deshalb gestern Vormittag auf unseren Generalsekretär und unseren Compliance-Beauftragten zugegangen und habe mit ihnen die Lage erörtert.
Herr Surkis hatte keinerlei wirtschaftliche Interessen im Zusammenhang mit dem DFB. Er hat mich niemals davor oder danach um irgendeine Unterstützung gebeten. Es war zum damaligen Zeitpunkt auch schon klar, dass er nicht wieder für das UEFA-Exko kandidieren wird, dem er heute auch nicht mehr angehört. Es war und ist für mich keinerlei Interessenkonflikt erkennbar.
Für mich war dies ein reines Privatgeschenk, ohne jeden Bezug zum ukrainischen Verband oder gar einem Wirtschaftsunternehmen. Es war für mich ein Gebot der Höflichkeit, dieses Geschenk anzunehmen. Ich bin mit der Annahme des Geschenks offen umgegangen und habe es meinem mich in Genf begleitenden Mitarbeiter gezeigt und es später auch in Frankfurt im Kollegenkreis erwähnt. Ich kannte die Marke der Uhr nicht und hatte keine Vorstellung von ihrem Wert. Es war ein schweres Versäumnis, diesen Wert nicht sofort zu ermitteln. So hätte ich bereits den Anschein unredlichen Handelns vermeiden können.
Selbstverständlich werde ich mich auch an die Compliance-Beauftragten der FIFA und UEFA wenden und den Vorgang der Zollverwaltung melden. Steuerrechtlich ist wegen bestehender Freigrenzen nach Auskunft meines Steuerberaters die Sache unbedenklich.
Ich möchte nochmals betonen, dass ich mir nicht erklären kann, warum ich in dieser Angelegenheit nicht für die nötige Klarheit gesorgt habe. Sie können mir glauben, dass ich seit dem Wochenende fassungslos bin über den Fehler, der mir da unterlaufen ist. Ich möchte aber, nicht zuletzt im Interesse meiner Familie, die sehr unter der Situation leidet, darum bitten, jetzt die Untersuchungen der Compliance-Beauftragten in den verschiedenen Verbänden abzuwarten. Ich habe keinerlei Gegenleistung für die Annahme des Geschenks erbracht. Ich bin davon ausgegangen, dass ich die Uhr als Privatgeschenk annehmen darf. Die Uhr wird so schnell wie möglich zurückgegeben. Ich hoffe sehr, dass nach der Prüfung durch die Compliance-Beauftragten sicher ein Verstoß gegen Meldepflichten festgestellt wird, aber im Übrigen meine Integrität nicht in Zweifel steht.
Lassen Sie mich zum Schluss sagen: Ich bin tief erschüttert, dass ich wegen eines solchen Vorgangs meine Funktion als DFB-Präsident aufgeben muss, die ich gerne ausgeübt habe, vor allem um dem Amateurfußball in Deutschland Impulse zu geben. Ich habe dafür gesorgt, dass die Leistungen für unsere Landesverbände erheblich verbessert wurden und damit die Arbeit an der ehrenamtlichen Basis gestärkt wurde. Ich freue mich, dass ich einen Beitrag leisten konnte, um die EURO 2024 nach Deutschland zu holen. Das ist eine hervorragende Perspektive für den Fußball an der Spitze und der Basis.
Wir haben den Neubau des DFB auf den Weg gebracht. Das ist gut für alle Mitarbeiter im Haupt- und Ehrenamt. Und es ist durch den Abschluss verbesserter Sponsorenverträge gelungen, die wirtschaftliche Lage des DFB zu stärken. Ich bedanke mich bei meinen Kollegen aus den Landesverbänden, die mich bis zuletzt unterstützt haben, und ich danke den Kollegen aus der Bundesliga für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Am Ende frage ich mich: Warum ist das passiert? Ich kann es mir nur so erklären, dass ich zutiefst davon überzeugt war, dass ich nichts Unrechtes tue und im Stress des Amtes einfach zu wenig hinterfragt habe. Noch mal: Dass ich wegen eines solchen Vorgangs öffentlich so dastehe, macht mich fassungslos und traurig, und ich bitte einfach um eine faire Beurteilung meiner am Ende leider nur dreijährigen Amtszeit.