Am gestrigen Mittwoch wurde von Angela Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder über weitere Maßnahmen im Kontext der Corona-Pandemie entschieden. In einem recht komplexen Vorgehen hinsichtlich unterschiedlicher Öffnungsschritte wird das weitere Vorgehen festgelegt.
SCB-Online fasst die Beschlüsse aus der Sicht des Amateursports zusammen mit dem Hinweis, dass alle Angaben selbstredend ohne Gewähr sind und die Länder (oder Landkreise bzw. Regionen) noch entsprechende Beschlüsse vorschalten müssen ehe ein Schritt greift. Für alle Öffnungsschritte gilt: Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz über 100, treten die alten Regeln (bis 7. März 2021) wieder in Kraft - die sogenannte Notbremse greift.
Öffnungsschritt 1: Der erste Öffnungsschritte betrifft vor allem Bildungseinrichtungen sowie Frisöre und läuft bereits seit Wochenbeginn an. Der Amateursport findet dort keine Erwähnung.
Öffnungsschritt 2: Auch dieser Schritt betrifft eher den Einzelhandel beispielsweise öffnen ab Montag Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte. Der Amateursport ist nicht Bestandteil dieses Öffnungsschrittes.
Öffnungsschritt 3: Der dritte Öffnungsschritt kommt bei einer "einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner in einer Region oder einem Land" zum Tragen. Was genau "stabil" ist und damit welche mathematische Definition diesem Öffnungsschritt zu Grund liegt ist nicht vollends klar. Jedenfalls enthält dieser Öffnungsschritt Lockerungen für den Sport: Kontaktfreier Sport ist in kleinen Gruppen (bis zehn Personen) im Freien erlaubt. Individualsport ist mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten und Sport in Gruppen von bis zu 20 Kindern bis 14 Jahren im Außenbereich auch auf Außensportanlagen erlaubt. Dies gibt eine Perspektive für den Jugendfußball schließt die Gruppe bis 14 Jahre doch Spieler bis hinein in die C-Jugend ein.
Erläuterung aus dem Wortlaut der Bundesregierung: Die Differenzierung erfolgt in zwei Schritten:
1.) Wird in dem Land oder einer Region eine stabile 7-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner erreicht, so kann das jeweilige Land folgende weitere Öffnungen entsprechend landesweit oder regional vorsehen: [...] kontaktfreier Sport in kleinen Gruppen (max. 10 Personen) im Außenbereich, auch auf Außensportanlagen.
2.) Wird in dem Land oder der Region eine stabile oder sinkende 7-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern erreicht, so kann das jeweilige Land folgende weitere Öffnungen entsprechend landesweit oder regional vorsehen: [...] Individualsport mit maximal 5 Personen aus 2 Haushalten und Sport in Gruppen von bis zu zwanzig Kindern bis 14 Jahren im Außenbereich auch auf Außensportanlagen.
Öffnungsschritt 4: Hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz nach dem dritten Öffnungsschritt in dem Land oder der Region 14 Tage lang nicht verschlechtert und bleibt unter 50 kann dieser Öffnungsschritt angegangen werden. Auch für den Sport gibt es hier eine spannende Öffnungsperspektive: Kontaktfreier Sport ist dann im Innenbereich sowie Kontaktsport im Außenbereich unter der Voraussetzung möglich, dass alle Beteiligten einen Schnelltest vorweisen können. Die Bereitstellung eines Schnelltests baut wiederum eine Hürde auf zumal die Umsetzung und Kostenübernahme nicht klar ist. Jedenfalls ist dies der erste Öffnungsschritt bei dem theoretisch ein Mannschaftstraining im Aktivenbereich (sowie bei der A- und B-Jugend) möglich wäre. Der flächendeckende Einsatz von Corona-Schnelltests spielt aber hier eine wichtige Rolle. Auch hier gilt: Steigt die Inzidenz wieder auf über 100, greift die Notbremse und es gelten die alten strengen Lockdown-Regeln.
Erläuterung aus dem Wortlaut der Bundesregierung: Die Differenzierung erfolgt in zwei Schritten:
1.) Wenn die 7-Tage-Inzidenz 14 Tage lang nach dem Inkrafttreten des dritten Öffnungsschritts landesweit oder regional stabil bei unter 50 Neuinfektionen bleibt, kann das Land entsprechend landesweit oder regional folgende weitere Öffnungen vorsehen: [...] kontaktfreier Sport im Innenbereich, Kontaktsport im Außenbereich.
2.) Besteht in dem Land oder der Region eine stabile oder sinkende 7-TageInzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, so kann das jeweilige Land 14 Tage nach dem dritten Öffnungsschritt folgende weitere Öffnungen landesweit oder regional vorsehen: [...] kontaktfreier Sport im Innenbereich sowie Kontaktsport im Außenbereich unter der Voraussetzung, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer über einen tagesaktuellen COVID-19 Schnell- oder Selbsttest verfügen.
Öffnungsschritt 5: In diesem Schritt könnten erstmals Fußballspiele mit Zuschauern möglich werden: Freizeitveranstaltungen mit bis zu 50 Menschen im Außenbereich und Kontaktsport in Hallen zählen dazu. Voraussetzung ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz zwei Wochen stabil unter 50 bleibt nachdem die vorherigen Öffnungsschritte vollzogen sind also frühestens vier Wochen nach Öffnungsschritt 3.
Erläuterung aus dem Wortlaut der Bundesregierung: Die Differenzierung erfolgt in zwei Schritten:
1.) Wenn die 7-Tage-Inzidenz 14 Tage lang nach dem Inkrafttreten des vierten Öffnungsschritts landesweit oder regional stabil bei unter 50 Neuinfektionen bleibt, kann das Land entsprechend landesweit oder regional folgende weitere Öffnungen vorsehen: Freizeitveranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Außenbereich; Kontaktsport in Innenräumen
2.) Besteht in dem Land oder der Region eine stabile oder sinkende 7-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, so kann das jeweilige Land 14 Tage nach dem vierten Öffnungsschritt folgende weitere Öffnungen landesweit oder regional vorsehen: kontaktfreier Sport im Innenbereich, Kontaktsport im Außenbereich (ohne Testerfordernis).
Aber welche Folge haben diese Beschlüsse konkret für den Bliestal-Fußball? Zunächst muss gesagt werden, dass die Öffnungsschritte von den Ländern oder Regionen beschlossen werden müssen. Ob dies im Saarland auf Kreisebene oder Landesebene geschieht ist unklar, spielt aber eine wichtige Rolle: Im Saarpfalz-Kreis liegt die Inzidenz (Stand 3. März 2021) bereits knapp unter 50, der Kreis St. Wendel ist davon mit 94,3 aber weit entfernt (s. Grafik unten).
Für einen geregelten Spielbetrieb müsste die Öffnung landesweit erfolgen, da selbst in Kreisligen oft mehrere Landkreise in einer Spielklasse involviert sind (z.B. Kreisliga A Saarpfalz, Kreisliga A Höcherberg etc.). Würden einige Kreise Wochen früher ins Training einsteigen müsste man sich zudem im Hinblick auf eine Fortsetzung der Saison Gedanken über die Wettbewerbsgleichheit machen.
Hinzu kommt, dass der Saarländische Fußballverband (SFV) in der Vorstellung der Szenarien an die Vereine erklärte, man wolle keine Geisterspiele und auch keine Spiele mit Zuschauerbegrenzung erlauben. Hierzu sei erwähnt, dass selbst Öffnungsschritt 5 keine Freiluftveranstaltungen ohne Zuschauerbegrenzung vorsieht und selbst dieser kann nach heutigem Stand frühestens Mitte April 2021 erreicht werden und das nicht für alle Landkreise. Ein Spielbetrieb nach SFV-Vorstellungen ist also nach jetzigem Stand weit entfernt. Wobei der Weg bis dahin je nach Landkreis unterschiedlich lang scheint.
Man muss also in der Betrachtung differenzieren: Es gibt zumindest eine Perspektive wann insbesondere Jugendliche endlich wieder auf den Fußballplatz zurückkehren können, auch für Aktiventeams gibt es zumindest eine Licht am Ende des Tunnels, aber die Zeitskala ist recht lang. Was den geregelten Spielbetrieb angeht sieht es derzeit recht düster aus zumindest, wenn man unbegrenzt Zuschauer auf dem Platz haben möchte.
Zudem gibt es weiter zahlreiche Fragezeichen: Unklar ist weiter, wie das Vorgehen mit Schnelltests realisiert wird und ob es im Saarland Regelungen in Kreisen oder landesweit geben wird. Außerdem ist derzeit in vielen Landkreisen nicht abzuschätzen, wie sich die Inzidenz entwickeln wird bis diese "stabil" unter 50 bleibt. Hierzu einige Zahlen: Der Inzidenzwert im Saarpfalz-Kreis ist seit dem 15. Februar 2021 unter 50, fiel am 17. Februar 2021 auf 29,5 und steig zuletzt wieder an. Zuletzt war der Inzidenzwert zuvor am 20. Oktober 2020 unter 50. Der Landkreis St. Wendel beispielweise hatte seit dem 10. Oktober 2020 keine Inzidenz von unter 50, der Landkreis Neunkirchen seit dem 13. Oktober 2020 (Quelle: NPGEO Corona basierend auf RKI-Daten).
Es gibt also viele Fragezeichen auf dem Weg zurück auf den Platz und am Ende werden wohl die Zahlen und die Politik entscheiden, wann der Ball wieder rollt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Saison 2020/2021 zu Ende gespielt wird scheint derzeit jedenfalls geringer denn je.