Der Kreisligist des SV Bruchhof-Sanddorf leidet wie viele andere Vereine unter der Corona-Krise und wendet sich in einem offenen Brief zu Wort:
Brandbrief eines saarländischen Fußballvereins zur aktuellen Coronasituation
Seit Mitte März, mit Ausbruch des Covid-19 Virus in Deutschland, sind auch zahlreiche kleine Vereine unmittelbar von den Folgen der politisch vorgegebenen Einschränkungen betroffen. Jetzt wo die Fallzahlen sich langsam erholen, die Reproduktionsrate weiter sinkt, es zu ersten Lockerungen kommt und die Diskussion um weitere Lockerungen entfacht, finden sich diese Vereine aber nur selten in den Diskussionen wieder. Dabei wäre genau das so wichtig.
Die Ausgangssituation: Als kleiner Fußballverein (ich spreche hier aber sicherlich für Vereine durch alle Sparten hinweg) bilden wir einen örtlichen sozialen Anlaufpunkt für alle Altersgruppen. Mit Jugendmannschafften ab der G-Jugend bieten wir ein kostengünstiges Freizeitprogramm für Jugendliche. Eine aktive Frauen-Mannschaft, zwei aktive Herrenmannschaften sowie eine „AH“ trainieren auf unserer Sportanlage und halten Samstags bzw. Sonntags ihre Spiele ab.
Solch ein Vereinskonstrukt, ist bereits ohne Corona, immer schwerer finanzierbar. Ohne großzügige Sponsoren und insbesondere viele ehrenamtlicher Helfer wäre es schlicht weg nicht möglich dies aufrecht zu erhalten. Angefangen von den Jugendtrainern, über die Eltern der Jugendspieler, die Spieler der aktiven welche sich in ihrer Freizeit auf dem Sportgelände engagieren bis hin zur Vorstandschaft ist man darauf angewiesen, dass sich eine Fülle von Menschen unentgeltlich engagiert. Dabei sind die Kosten nicht unerheblich.
Ein, wie bei uns neu angelegter, Kunstrasenplatz bringt, trotz aller Sponsoren und Zuschüsse, dennoch seine Darlehensverpflichtungen mit sich. Das Sportgelände bringt erhebliche Unterhaltungskosten mit sich. Für drei Trainings am Tag müssen Kabinen geheizt und Wasser warmgehalten werden. Mit einer der größten Kostenpunkte sind somit die, an sich schon immer steigenden, Energiekosten. Darüber hinaus Bedarf die Pflege der Anlage eines erheblichen Kostenpotenziales (in Teilen rückerstattbar über Zuschüsse der Stadt). Schon ohne Corona kommt es zu einem erheblichen Investitionsstau am Gebäude des Sportheims, weil schlichtweg, auch durch die gesamt steigenden Kosten, kein Geld da ist. Die Alternative wäre eine weitere Verschuldung des Vereins. Ein Schritt der wohl überlegt sein sollte, da man sich durch noch höhere Fixkosten nicht den Hals zu schnüren darf. Zudem summieren sich viele kleine Kostenpunkte (Trainergehalt des aktiven Trainers, SKY, Steuerberater, Versicherungsbeiträge, Schiedrsrichtergebühren usw.) wodurch im Gesamten schnell ein deutlicher 4-stelliger Betrag an Fixkosten entsteht.
By the way: Auch Zahlungen an den Verband fallen bei den Gesamtkosten schwer ins Gewicht! Neben der berechtigen Abgaben entwickelt man auch immer wieder neue Kostenpunkte. Zum Beispiel werden Mannschaften bestraft welche zu wenig Schiedsrichter stellen. So hat man als Verein, bezogen auf die Anzahl gemeldeter Jugendmannschaften, aktiven und AH Mannschaften eine bestimmte Anzahl Schiedsrichter zu stellen. Kommt man dieser Anforderung nicht nach. So ist man als Verein der ein breites Angebot für alle Altersklasse anbietet dafür auch noch gestraft. In der Vorstandschaft eines Amateuervereins entsteht dann der Spagat zwischen „Gesunder finanzieller Situation des Vereines“ und „Nachkommen der gesellschaftlichen Verpflichtungen“. Dies dient als Beispiel dafür, dass so schon gerne Probleme wie „zu wenig Schiedsrichter“ auf Schultern der Amateurvereine abgelagert werden. Getreu dem Motto private Spender und ehrenamtlicher Helfer werden es schon richten.
All diese Kosten tragen sich im Wesentlichen durch drei Punkte: Mitgliedsbeiträge (bedingt durch den demografischen Wandel weiter sinkend), Sponsorengelder (auch hier wird es immer schwieriger Gelder zu akquirieren, was auch durch die Coronakrise nicht leichter wird) und der wichtigste Punkt: Die Einnahmen aus dem Sportheim.
Diese Einnahmen sind bedingt durch die aktuelle Situation gleich null! Selbst wenn es zu einer Eröffnung von Gaststätten kommen sollte, werden diese Einnahmen durch den weiter ausgesetzten Spielbetrieb, mehr als gering ausfallen. Soforthilfe beantragen? Ja das ist möglich. Da es uns gelungen ist erhebliche Fixkosten zu pausieren (!!!!) steht dies, auf Grund der de facto aktuell geringen Fixkosten einem aber nicht zu. Dass diese Kosten aber zurückbezahlt werden müssen wird einfach nicht bedacht.
Während seitens des DFB in der Vergangenheit der Amateursport gerne als Fundament bezeichnet wurde, so ist davon aktuell rein gar nichts zu spüren. Während man es ganz oben wohl durch geschickte politische Lobbyarbeit geschafft hat den Spielbetrieb der Bundesliga wieder sicherstellen zu können, so findet das „Fundament“ in den aktuellen Diskussionen auch keinerlei Berücksichtigung. Da ist für einen kleinen Sportverein schon schwer nachvollziehbar, dass man Unmengen an Gelder in regelmäßige Coronatests investiert aber an dem „Fundament“ hingegen weiter keine Wertschätzung zugesprochen wird! Die Folgen für die Vereine sind letztlich die Gleichen. Eine weitere Aussetzung des Sportbetriebes wird weitreichende Folgen haben. Wenn Sportvereine nicht bald in der politischen Diskussion und seitens des DFB / der Verbände unterstützt werden kann das katastrophale Folgen haben. Vielleicht werden diese aber auch erst dann spürbar, wenn das breite Freizeitangebot von vielen kleinen Vereinen wegfällt bzw. nur noch durch Mitgliedsbeiträge, die einem Fitnessstudio gleichkommen, finanzierbar ist. Eine Unterstützung seitens DFB / Verbände, in welcher Form auch immer, ist zwingend notwendig, wenn dies vermieden werden soll. Die Tatsache, dass kleine Vereine einfach keine Berücksichtigung in den aktuellen Diskussionen erhalten, ist einfach ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich ehrenamtlich, dem Gemeinwohl zu liebe, in Vereinen engagieren. Dem Eindruck nach verfolgt man wohl inoffiziell mal wieder die Strategie „private Spender“ und „ehrenamtliche Helfer“ werden es richten.