Die Kicker des SV Auersmacher haben beim Masters des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) ihre Extraklasse unter dem Hallendach unter Beweis bestellt und zum vierten Mal das Turnier gewonnen.
„Steht auf, wenn ihr feiern wollt“, dröhnte es gestern Abend nach dem Endspiel des Hallenmasters aus den Boxen in der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle. Während das Lied lief, tanzten die Kicker des SV Auersmacher ausgelassen im Kreis auf dem Parkett. Der Oberligist hatte gerade seinen Masters-Titel verteidigt. Im Finale bezwang Auersmacher vor 1500 Zuschauern in der ausverkauften Halle den Saarlandliga-Tabellenführer SV Röchling Völklingen mit 5:4. „Das ist mein drittes Masters – und die Titelverteidigung fühlt sich unheimlich gut an“, jubelte Tim Stegerer vom SV Auersmacher. Der 22-Jährige war vor dem Turnier zum besten Spieler der Qualifikationsserie gewählt worden.
Auersmacher präsentierte sich in Völklingen als die mit Abstand stärkste Mannschaft. Deshalb ging der Titelverteidiger als klarer Favorit ins Endspiel. Dort sah es aber so aus, als könnte Völklingen die Sensation gelingen. Röchling ging durch einen Schuss von Jens Schlemmer ins lange Eck in Führung. Lars Anton erhöhte wenig später mit einem Lupfer vom eigenen Strafraum auf 2:0 für den Außenseiter, und der Röchling-Fanblock stand Kopf.
Aber Auersmacher blieb ruhig – und kam zurück. Patrick Vitt traf zum 1:2 und gab damit den Start für die Aufholjagd des Titelverteidigers. Sascha Arand gelang prompt der Ausgleich, und keine Minute später schloss der ehemalige Völklinger Jörg Rau einen gelungenen Spielzug zum 3:2 ab. Als der fliegende SVA-Torhüter David Cuccu und Christoph Berger auf 5:2 erhöhten, schien die Begegnung gelaufen.
Aber es wurde noch einmal spannend. Anton und Sammer Mozain verkürzten in der Schlussminute auf 4:5. Zum Ausgleich sollte es für die Röchling-Kicker aber nicht mehr reichen. „Wenn man im Finale 2:0 führt, will man natürlich auch gewinnen. Aber insgesamt ist Auersmacher ein verdienter Sieger“, erklärte Völklingens Stürmer Jens Schlemmer. Er wurde bei der Siegerehrung zum besten Spieler des Final-Turniers gekürt.
Auersmacher triumphierte zum vierten Mal beim Masters. Damit sind die Grün-Weißen Rekord-Titelträger vor Borussia Neunkirchen und dem FV Eppelborn (je drei Siege). „Ich dachte, es wird irgendwann zur Routine, aber es ist immer noch geil“, freute sich Auersmachers Trainer Jörn Birster.
Im Spiel um Platz drei setzte sich der FV Eppelborn mit 5:3 gegen die SVGG Hangard durch. Der Verbandsligist hatte überraschend die Gruppe B gewonnen. „Dass wir bis ins Halbfinale kamen, war eine tolle Sache“, sagte Hangards Angreifer Steven Kuntz. Bereits nach der Vorrunde beendet war das Masters für die Saarlandligisten SV Mettlach und SV Bübingen sowie für die Verbandsligisten SV Losheim und SV Limbach-Dorf, der in der Qualifikationsserie noch die meisten Punkte gesammelt hatte.
Weniger Zuschauer gleich weniger Stimmung? Von wegen. Wie jedes Jahr war es gestern wieder richtig laut beim Finalturnier des 19. Volksbanken-Hallenmasters in der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle. Und bunt. Blau, weiß, rot und grün waren die Fanblöcke – nur Gelb fehlte in diesem Jahr. Und es schien fast, als sei jeder Zuschauer bestrebt gewesen, doppelt so viel Lärm zu machen, um dieselbe Kulisse herzustellen wie im vergangenen Jahr.
Damals kamen 3000 Fans ins Erbacher Sportzentrum, gestern war es die Hälfte. Aber leiser schien es niemandem. „Ich merke keinen Unterschied“, meinte auch Paul Scheer, als „Mister Hallenmasters“ lange Organisator der Turnierserie.
Zu organisieren war auch dieses Jahr viel. 120 Helfer von Gastgeber SV Röchling Völklingen waren im Einsatz. „Zweite Mannschaft, A-Jugend – wir haben ja eine große Abteilung. Da war es kein Problem, so viele Helfer zu finden“, erklärte Organisator Lothar Pecka, sonst Jugendleiter von Röchling.
Klar lauter waren im Auftaktspiel die blau gekleideten Fans aus Bübingen. Mit vielen Schals und Fahnen machten sie mächtig Stimmung – und mussten doch am Ende den Roten aus Völklingen beim Jubeln zusehen. Lars Anton traf eine Sekunde vor der Schluss-Sirene zum 2:1 mit einem Heber über Sebastian Mootz, der von der SZ zuvor zum besten Hallentorwart ausgezeichnet wurde.
Und es ging gleich weiter mit verrückten Toren, als Sven Andres, fliegender Torwart des SV Mettlach, den Ball fing und mit einem Abschlag über das ganze Feld aus 35 Metern zum 1:0 gegen Titelverteidiger SV Auersmacher traf. Auersmacher gewann trotzdem mit 3:1 und stand schon früh als Halbfinalteilnehmer fest. Die 150 grün-weißen Anhänger hatten von allen Fans in der Halle bei drei Vorrundensiegen am meisten zu jubeln. Da fiel es ihnen auch leicht, die gegenüber stehenden Fans des Rivalen Bübingen mit „Und schon wieder keine Stimmung, SVB“ zu necken. Die Bübinger verloren mit 1:9 gegen den SVA. „Wir hätten gern mehr Stimmung gemacht“, sagte Fan Friedrich Scharnhorst: „Aber bei den Gegentoren können wir ja schlecht jubeln.“
Ganz geschickt waren die Anhänger der SVGG Hangard. Die tarnten sich zuerst ein wenig mit ihren schwarz-weißen Schals zwischen den Eppelbornern und Auersmachern, sprangen dann beim ersten Tor ihrer Mannschaft gegen den FV Eppelborn wie Kai aus der Kiste in die Höhe. Hangard kam ins Halbfinale – und die Zuschauer aus dem Ostertal waren happy. Hangards Fan Bernhard Schmitt wunderte das nicht: „Wir wissen, dass wir eine starke Mannschaft haben, und haben gute Turniere gespielt.“
Auch die Eppelborner Zuschauer, unter ihnen Saarlands Ministerpräsident Peter Müller, fielen mit ihren roten Fahnen auf. „Ich bin mit uns überhaupt nicht zufrieden“, ärgerte sich Müller vor dem zweiten Gruppenspiel. Mit dem 2:1 im letzten Gruppenspiel kamen die Eppelborner aber doch noch auf den letzten Drücker weiter, und Müller riss die Arme nach oben. Das letzte Gruppenspiel war sowieso an Dramatik kaum zu überbieten. Am Ende waren die Losheimer, die sich mit den Spielern des SV Limbach-Dorf verbrüdert hatten, traurig.
Dabei hatten die Losheimer alle Register gezogen. Mit Trommeln und Konfetti peitschten 150 Fans ihr Team nach vorne. Und das zum Großteil in nicht zu übersehenden leuchtend orangenen T-Shirts. Dass im zweiten Gruppenspiel dann ausgerechnet Losheims Gegner Hangard in orange spielte, brachte den Losheimern Glück. Die Männer aus dem Hochwald siegten mit 2:1.
Dabei hatte für Losheims Spieler der Tag nicht so gut begonnen, ihr Bus blieb mit einem Motorschaden auf der Autobahn kurz vor Saarlouis stehen. Aufgelesen wurden sie vom später fahrenden Fanbus. Zusammen feierten dann Spieler und Anhänger schon im Bus.
Bundesligareif waren die Trikots der Spieler des SV Limbach/Dorf. Die Limbacher traten mit extra fürs Masters gemachten Trikots an. Vorne stand „Hallenmasters 2011“, hinten der Spielername – wie in der Bundesliga. Und nach dem Turnier durften sie die Trikots als Andenken behalten. Nicht so schöne Erinnerungen dagegen werden die blau-weißen Fans des SV Mettlach haben. Für sie war Dabeisein alles. Aber in einer so tobenden Halle Fußball zu spielen, ist einfach ein Erlebnis. Für die Mettlacher wie für alle in der Halle. Wie jedes Jahr beim Masters.
Marc Schaber, 7. Februar 2011
Saarbrücker Zeitung, 7. Februar 2011, Lokalteil St. Ingbert Seite C6 und Sport Seite D4