Für den SC gab es am Wochenende ein fast vergessenes Gefühl zu erleben, als man in Bebelsheim-Wittersheim beim wichtigen Kellerduell am Ende über einen 3:1-Auswärtserfolg jubeln durfte und mit dem zweiten Saisonsieg auch die lästige rote Laterne wieder abgeben konnte. Die Erfahrungen der letzten Wochen und Monate sollten aber gezeigt haben, dass dies keinesfalls ein Grund zu überschwänglichem Jubel oder Zufriedenheit sein könnte, denn zumeist gab es die rote Laterne schneller zurück als es einem lieb war. So war es nun am SC den nächsten Schritt zu gehen und dem erleichternden Auswärtssieg weiteren Punkte folgen zu lassen. Nun ging es am 12ten Spieltag wieder auf dem heimischen Kunstrasen zur Sache und dort war die Bilanz so schlecht wie seit Erbauen der Anlage nicht mehr, konnte man doch bislang erst vier Punkte an der Florianstraße behalten unterm Strich sogar eine Punkt weniger als in der Fremde, wo es bereits fünf Zähler zu bejubeln gab. So stand der SC auf eigenem Platz also in der Bringschuld.
Am heutigen Sonntag war die SG Erbach zu Gast und der Aufsteiger macht, auch wenn das Derby gegen den SV Beeden am Tag der deutschen Einheit knapp mit 3:4 verloren ging, bereits mehrmals auf sich aufmerksam. Der SC wollte endlich den nächste Sieg auf dem heimischen Kunstrasen folgen lassen, die SGE würde dies aber zu keiner leichten Aufgabe machen, zumal der SC mit einer weiterhin wackligen Defensive gegen die SGE-Angreifer. über 90 Minuten gefordert sein würde. Es galt für den SC endlich einmal die Fehler in den eigenen Reihen zu minimieren, das Spiel nach vorne variantenreicher zu gestalten und vieleicht einen weiteren kleinen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen.
Zunächst sah es in Blieskastel-Lautzkirchen nach einer Überraschung aus, als Flavio Baier den SC gegen etwas indisponierte Gäste schon nach sieben Minuten mit 1:0 in Front brachte. Als Sven Sandmeyer die Führung der Heimelf, die bis dahin recht ansehnlich spielte, nach 24 Minuten sogar auf 2:0 ausbaute, schien es so, als habe der SC, die normalerweise treffsicheren Gäste auf dem falschen Fuß erwischt. Der SC hatte nun klar Oberwasser, aber die Gäste waren es, die der Partie in der Schlussphase der ersten Halbzeit ihren Stempel aufdrückten. Wieder waren es viele Unsicherheiten und die das kombinationsschwache Mittelfeld überbrückenden hilflos wirkenden langen Bälle, die zu vielen Ballverlusten und einer großen Unsicherheit in der SC-Defensive führten, die die SG Erbach in der 44. Minute in Person von Jonathan Haas bestrafen sollte. Erbach kam auf 2:1 heran und irgendwie war alle Selbstsicherheit die man sich durch die beiden frühen Tore erarbeitete hatte dahin und man musste sich schon jetzt in die Pause zittern.
Nach dem Seitenwechsel wirkten die Hausherren weiter wenig gefestigt: Kurzpassspiel im Mittelfeld fand nicht statt und einer der vielen über einen langen Ball eingeleiteten Angriffe führte gar zum SGE-Konter. Erbach eroberte sich das Leder nach einem abermals schwach zu Ende gespielten Ball zurück und am Ende einen mustergültigen SGE-Konters war es Daniel Krämer, der den Ball zum 2:2-Ausgleich über die Linie drückte. Wer nun dachte es ging kaum noch bitterer, der wurde in den kommenden 240 Sekunden eines Besseren belehrt: Ein Doppelschlag von Jonathan Haas innerhalb von knapp 60 Sekunden drehte die Partie zu einem 4:2 für die Gäste und die SCler rieben sich nur noch verwundert die Augen, wie dilettantisch sich die SC-Defensive nun anstellte. Nach vorne ging weiter nur noch wenig und der SC konnte kaum noch eigene Angriffe vortragen. So kam es, dann Jonathan Haas mit seinem vierten Treffer an diesem Tag der 5:2-Endstand und schon nach 76 Minuten die Entscheidung in einer Partie gelang, die eigentlich ein Befreiungsschlag für den SC hätte werden können und vieleicht nach diesem Start sogar müssen.
Selbst eine 2:0-Führung, die den Gästen aus Erbach arg zuzusetzen schien reichte dem SC an diesem Sonntag nicht, um einen Sieg oder wenigstens einen Punkt gegen die SGE an der Florianstraße zu behalten. Die Fehler und Kritikpunkte bleiben dabei die gleichen. Zum Einen steht man in der Defensive unglaublich unsicher, kann sich selbst nach Ballgewinn kaum einmal spielerisch befreien und die Spielweise der langen Bälle auf die schnellen Spitzen funktioniert zwar hin und wieder, dennoch ist dies für jede Mannschaft berechenbar und Variationen dieser Quarterback-Spielweise hat der SC derzeit nicht zu bieten. Die Rückwärtsbewegung ist ebenfalls eine der großen Baustellen des SC: Immer wieder speilt man spätestens nach einem Rückschlag mit einer Taktik ohne Mittelfeld, überbrückt daher mit langen Bällen und Einzelaktionen den riesigen freien Raum zwischen den Mannschaftsteilen, den der Gegner bei Kontern und SC-Ballverlusten nur gerne als Geschenk beim Kontern annimmt. Fakt ist: Dem SC steht noch viel Arbeit bevor um in eine Form zu kommen, bei der man wenigstens hoffen könnte in naher Zukunft eine Partie gegen eines der Top-Teams aus der oberen Tabellenhälfte auch auf eigenem Platz gewinnen zu können.
In der Tabelle bleibt der SC nach diesem 12ten Spieltag mit 23:44 Toren und neun Punkten auf Rang 16. Erbach dagegen schiebt sich mit 19 Punkten auf Rang 10 der Tabelle. Für den SC wird die Lage also immer ernster, irgendwie wird man aber das Gefühl nicht los, der Ernst der Lage sein nicht allen bewusst und eines steht fest: Mit dieser Heimbilanz wird es alles andere als leicht die Spielklasse zu halten.
Am kommenden Wochenende reist der SC zum spannenden Derby nach Rubenheim: Die Erste misst sich mit dem Spitzenteam auf dem neuen Rubenheimer Rasen ab 15:00 Uhr, die Zweite muss schon um 13:15 Uhr ran.