Alle drei Jahre ist es so weit: Im Saarland ist Verbandstag-Zeit. Erneut in Püttlingen trafen sich am Samstag, den 18. Juni 2011 rund 1.000 Vereins- und Verbandsfunktionäre, um die Weichen für die nächsten Jahre beim Saarländischen Fußball-Verband zu stellen und gleich zu Beginn war im Püttlinger Trimm-Treff eine spezielle Stimmung zu spüren: Es wurde viel diskutiert und eine Mischung aus Gespanntheit und Unzufriedenheit über viele Eindrücke der jüngsten Vergangenheit bestimmten das Bild in der prall gefüllten Turnhalle in Püttlingen. Um 9:13 Uhr ging es dann los: Verbandspräsident Franz Josef Schumann eröffnete den Ordentlichen Verbandstag des Saarländischen Fußball Verbandes 2011. Schumann begrüßte den Anwesenden, besonders die vielen Ehrengäste aus Sport und Politik, die den Weg zum Verbandstag gefunden hatten. 478 Stimmberechtigte wurden festgestellt und vertraten die insgesamt 110.475 Mitglieder des SFV. Die Mitgliederzahl war in den letzten drei Jahren um rund 5000 zurück gegangen, lediglich die Zahl der weiblichen Mitglieder stieg um 500 auf 15.500. Auch die Zahl der Vereine stieg auf 396, davon nehmen 352 am Spielbetrieb teil. Die anwachsende Vereinszahl führte Schumann nicht nur auf die Aufnahme der Tischfußballer in den SFV zurück.
Gleich zu Beginn der Versammlung wurde aber deutlich, dass dies kein gewöhnlicher Verbandstag war: Rainer Paltz von der SG Wahlen-Niederlosheim stellte den Antrag Punkt 12 der Tagesordnung nach Punkt 5 einzuschieben: Hieß im Klartext, die Anträge über Satzungsänderungen und Klassenreform sollten gleich zu Beginn behandelt werden, um nicht in der Aufbruchstimmung unterzugehen. Der Verbandsvorstand musste sich dem Votum der Versammlung beugen, die dem SG-Antrag zustimmte. Es folgte Grußworte der Gäste: Die designierte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer richtete freundliche Worte an die Versammlung erläuterte die Wichtigkeit des Glückspiel-Staatsvertrages, lobte den Einsatz der Ehrenamtlichen und sprach die Hoffnung aus, im Saarland zeitnah ein bundesligataugliches Stadion zu errichten.
DFB-Vize Rolf Hocke vertrat DFB-Präsident Zwanziger und hob vor allem die gesellschaftlichen Aufgaben des Fußballs hervor. Neben der Integration und Prävention sei auch der Umweltschutz immer ein Anliegen des DFB und seiner Landesverbände, die sich allesamt bemühen müssten um mit Klassen- und Strukturreformen den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Auch Walter Desch, der Vertreter des Fußball-Regionalverbandes Südwest führte Hockes Ausführungen fort. Gerd Meyer, der Präsindent des Landes Sport Verbandes Saar (LSVS) lobte die Arbeit seinen größten Spartenverbandes und hob vor allem den neuen Kunstrasen an der Herrmann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken als Sinnbild für die positive Entwicklung hervor. Auch Schumann lobte in seinem Tätigkeitsbericht die Jugendarbeit im SFV-Gebiet und bedankte sich bei den vielen Ehrenamtlichen SFVlern in den Vereinen. Dagegen resümierte er sportlich den Abstieg des ehemals traditionsreichen FC 08 Homburg bei den Herren und des 1. FC Saarbrücken aus der Frauen-Bundesliga. Aber Schumann stellte sich auch der Kritik und sprach bereits jetzt Änderungen in der Klassenstruktur an, die wie die Aufstiegsberechtigung der Reserven bereits 2008 vom Vorstand vorgebracht und abgelehnt wurden.
Nun ging es ans Eingemachte, es folgten die ersten Anträge. Der Vorstand hatte die Änderung von Spiel-, Rechts-, Gebühren-, Ehren- und Jugendordnung vorgeschlagen, die Versammlung stimmte allen Änderungswünschen mit nur wenigen Gegenstimmen zu. In der Folge schlug der Verbandsvorstand vor einige Anträge der Vereine zurückzuziehen, a diese im Widerspruch zum geltenden DFB-Recht stünden. Besonders die Änderungen in §26 – 29 der Spielordnung könnten dabei weitreichend sein, betreffen sie doch die Spielberechtigung in aufstiegsberechtigten und auch nicht aufstiegsberechtigten Reservemannschaften, die in den letzten Jahren vielfach diskutiert wurden. Der Begriff des Nachwuchsspielers wurde hierbei neu formuliert. Zu ersten Diskussionen kam es bei den vorgeschlagenen Änderungen in der Schiedsrichterordnung, als der Antrag der Kreisschiedsrichterausschüsse West- und Ostsaar, für eine geheime Abstimmung sorgte. Nun zog sich wie erwartetet Versammlung in die Länge und natürlich kam es auch bei den Anträgen die Aufstiegsberechtigung der Reserven und die Klassenreform betreffen zu hitzigen Diskussionen in der Versammlung, die spätestens jetzt denkwürdig wurde.
Die Abstimmung und Diskussion über die Spielklassenreform brachte im Wesentlichen die vom Verbandsvorstand vorgeschlagene Spielklassenreform hervor und bei den Reserverunden einigte man sich auf eine Lösung die vom SSC Schaffhausen vorgeschlagen wurde. Heißt im Klartext: Der Verbandstag beschloss eine neue Spielklassenstruktur im Saarländischen Fußball Verbandes ab der Saison 2012/2013. Schon die neue Saison 2011/2012 wird als Qualifikationsrunde für eine Klassenstruktur mit einer Saarlandliga, zwei Verbandsligen, vier Landesligen, sechs Bezirksligen und 12 Kreisligen A gespielt. Bei der Neustrukturierung wurde den Wünschen der Vereine weitestgehend Rechnung getragen. Folgende Kernpunkte sind dabei herausgestellt worden: 1. Reduzierung der Mannschaftszahlen pro Spielklasse auf wahrscheinlich 16 Mannschaften, die Saarlandliga bleibt mit 18 Mannschaften, als höchste saarländische Spielklasse bestehen. 2. Eine Pyramide in der Spielklassenstruktur, somit landet man fast bei der Spielklassenstruktur vor der Klassenreform vor drei Jahren lediglich mit anderen Bezeichnungen. 3. Eine stärkere Einbindung der Vereine bei der Frage "Aufstiegsberechtigung zweiter Mannschaften". Die Vereine können dann selbstständig entscheiden, ob ihre Reserve eine Aufstiegsberechtigung besitzt. Wie das im Detail aussieht soll ausgearbeitete werden. Die Klassenreform war also beschlossene Sache und der Blick in die Zukunft des SFV in wenig klarer.
Beschlossene Sache: So sehen die SFV-Spielklassen ab der Saison 2012/2013 aus
Es folgten Neuwahlen beim Saarländischen Fußball Verband und diese brachten die zu erwartenden Ergebnisse: Die Vorstandsmitglieder um SFV-Präsident Franz Josef Schumann wurden in ihren Ämtern bestätigt, allerdings schieden einige Mitglieder als Funktionäre aus: Präsident Franz-Josef Schumann wurde einstimmig für drei weitere Jahre wiedergewählt. Das gilt auch für Vizepräsident Bernhard Bauer, Justiziar Heinz Haupenthal, Adalbert Strauß (Vorsitzender Spielausschuss), Hans-Peter Becker (Vorsitzender Jugendausschuss), Heribert Ohlmann (Vorsitzender Schiedsrichterausschuss) und Pressesprecher Harald Klyk. Aus dem bisherigen Vorstand verabschiedete sich Vizepräsident Friedel Läpple aus Altersgründen und Schatzmeister Bernd Urban aus beruflichen und persönlichen Gründen. Als Nachfolger von Friedel Läpple in dessen Amt wurde Adrian Zöhler einstimmig gewählt, der damit auch neuer Vizepräsident des SFV wurde. Karl-Heinz Hilpert folgt Bernd Urban als Schatzmeister des Saarländischen Fußball Verbandes. Auch er wurde von der Versammlung einstimmig ins Amt gewählt. Es folgten einige Verbandsehrungen: Horst Hilpert und Friedel Läpple wurden am heutigen SFV-Verbandstag zu SFV-Ehrenmitgliedern ernannt. Gerhard Theobald erhielt aus den Händen des frisch gewählten SFV-Präsidenten Franz Josef Schumann das Lorbeerblatt für seine Verdienste im Schiedsrichterwesen und Klaus Kautenburger und Heiner Müller wurden mit der Verbandsehrennadel in Gold ausgezeichnet.
So ging ein ereignisreicher und insgesamt über sechsstündiger Verbandstag in Püttlingen mit einigen weitreichenden Änderungen zu Ende. Eine Klassenreform wurde auf den Weg gebracht, die neue Vorstandschaft steht und damit sind die Weichen für die Zukunft des SFV gestellt. Wohin der Weg des größten saarländischen Sportverbandes aber gehen wird, das scheint unklar und entsprechend war ein wenig Verunsicherung und Anspannung bei diesem Verbandstag zu spüren. Der SFV scheint noch nicht zur Ruhe gekommen zu sein und schon die Änderung der Tagesordnung, die DFB-Vize Hocke „so noch nicht untergekommen ist“ zeigt, dass man sich auf viele Diskussionen in den kommenden Wochen einstellen muss. Wie fruchtbar diese werden und wann man zur Ruhe kommen wird, das wird sich zeigen.